36 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
schlichthaarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage,
der aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegyppten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die
Herrschaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen, ist
noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die Land-
enge von Suez einziehen, nach einer anderen sind sie den Nil herunter
aus Meroß gekommen. Das alte Aegypten reichte nämlich am Nil bis
Spene hinauf, wo der Strom über einen Felsenriegel herabbraust; dort
fing das Land der Aethiopen an, zunächst Nubien, und zwischen dem
Nil und seinem letzten Zuflusse (Astapus und Astaboras der Alten) lag
Meros, eine uralte Priefterstadt und Handelsstation für das innere Afrika,
der Mittelpunkt eines mächtigen Staates. Die Priesterschaft hielt die
ganze Ordnung dieses Staates in Händen; sie erwählte auch den König
aus ihrer Mitte, der nichts ohne den Rath des Priesterkollegiums thun
durfte, ja der König mußte sich selbst den Tod geben, wenn ihm das
Orakel durch den Mund der Priester verkündete, daß seine Regierung
nicht mehr wohlgefalle. Aethiopische Könige erscheinen in der ägpptischen
Geschichte als Beherrscher und Beschützer Aegyptens; Herodot nennt uns
Sabakon als vieljährigen Herrn Aegyptens, das er aber räumte, als
ihm ein Traum-Orakel verkündete, er könne nur durch den Mord aller
ägyptischen Priester seine Herrschaft behaupten. Nach ihm und seinen
Nachfolgern Sevecho und Thirhaka verlieren wir jede Kunde von diesem
Hirtenlande Aegyptens, bis 290 v. Chr., als Aegypten griechische Könige
hatte, ein König von Meros mit dem gräcisierten Namen Ergamenes
auftritt; von diesem heißt es, er habe von den Griechen „philosophieren“
gelernt und die gesammte Priesterschaft in Meros ermordet, oder was
dasselbe heißt, sich zum unumschränkten Herrn aufgeworfen. Nach die-
sem Philosophen hören wir abermals von Meros und Aethiopien nichts
mehr, und nur aus dem N. T. erfahren wir von einer äthiopischen
Königin Kandake, deren Kämmerer durch den Apostel Philippus zum
Christenthum bekehrt wurde. Meroß verschwindet aus der Geschichte;
später vollendeten die Mohammedaner den Ruin Nubiens, in die oberen
Nilländer aber drangen Negerhorden aus dem inneren Afrika vor.
Da#s alte Reich (7— 21787).
Es ist, wie oben gesagt wurde, nicht erwiesen, ob von Meros, dem
Pieesterstaate, Kolonieen nach Aegypten hinabzogen und bis zu den Nil-
mündungen vordrangen, oder ob umgekehrt Meros von Aegypten aus