Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Aegypten. 39 
milie, dem Anbau seines väterlichen Grundstückes, dem ruhigen Genusse 
seines Erbes und Erwerbes, und führte ihn in die Fremde, wo die Götter 
Aegyptens nicht walteten und kein heiliger Strom sloß, zu Mangel und 
Eutbehrung, und blieb er im Kampfe, so mußte er in fremder, unhei- 
liger Erde vermodern. Die Kriegerkaste eignete sich demnach nur zur 
Bertheidigung Aegyptens gegen auswärtige Angreifer, die Saiter aber 
wollten erobern, sie konnten daher die störrische Kriegerkaste nicht lieben, 
selbst wenn ihre Hauptleute und Obersten, der kriegerische Adel, um 
in der Sprache unserer Zeiten zu reden, der Macht der Herrscher nie- 
mals entgegengetreten wäre. 
Pametichs Entwürfe waren besonders auf den Besitz Spriens ge- 
richtet, als der östlichen Vormauer Aegyptens. Zu diesem Zwecke schuf 
er eine Seemacht, wozu er nur Fremde gebrauchen konnte, weil der 
##egyptier seit Jahrhunderten sich nie mehr auf die See gewagt hatte, 
und Aus= und Einfuhr den Phönikiern, Karern, Griechen u. s. w. über- 
lieh. Nun versagte ihm aber zum Landfeldzuge die Kriegerkaste ihren 
Dienst, und die Hauptmasse derselben wanderte, 240,000 Köpfe stark, 
in das altbefreundete Aethiopien, wo sie an den Stammflüssen des Nil 
eine zweite Heimath fand. So gelang es ihm erst nach 29jähriger Be- 
lagerung das starke Asdod (Azotus bei den Griechen) im Dhilistäerlande 
zu erobern. 
Seine Nachfolger gingen aber auf dem eingeschlagenen Wege noch 
weiter; Necho (oder Nekao), Psametichs Sohn (616—600), besiegte 
den jüdischen König Josias bei Megiddo in einer blutigen Schlacht (610) 
und zog als Sieger in Jerusalem ein. Aber bei Charchemisch (Circe= 
sium, 605) unterlag sein Heer den Schaaren Nebukadnezars, alle Er- 
oberungen jenseits der Landenge gingen verloren und Necho mußte sich 
auf Aegypten beschränken. Sein Sohn Psametich II. (600—595 v. Chr.) 
machte Eroberungen gegen Aethiopien hin und Apries (in der Bibel 
Hophra) griff abermals Syrien an, eroberte Sidon und plünderte es, 
mußte aber vor Nebukadnezar zurückweichen, der auch einen Theil Aegyp- 
tens verwüstet haben soll. Noch unglücklicher war des Pharao Feldzug 
gegen die griechische Kolonie Kprenez sein Heer wurde fast gänzlich auf- 
gerieben, und nun brach die Wuth des Volkes und der Kriegerkaste, so 
viel von ihr noch in Aegypten geblieben war, in offene Empörung aus. 
Der König habe das Volk absichtlich auf die Schlachtbank geführt, bieß 
es, um für seine Ausländer Mlatz zu machen, die Aegyppten aussaugten 
und dessen Söhne um Würde und Eigenthum brächten. Der Fremden- 
haß verlieh den empörten Aegyptiern so viel Kraft, daß sie die könig- 
lichen Söldner bei Momemphis besiegten, worauf Apries sich selbst den 
Tod gab (570 v. Chr.). 
Nun wurde Amasis zum Könige ausgerufen; diesen hatte Apries
	        
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