Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

48 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
die Wüste ein breiter Gebirgsrücken läuft, der wie der Libanon aus 
Kalk besteht. Dieser Rücken ist jedoch in seinem nördlichen Theile, als 
Gebirge Galiläas bis 2000" ansteigend, keine einförmige Hochfläche, son- 
dern von unzähligen Thälern durchschnitten, die nach mannigfaltigen, 
vielverschlungenen Windungen sich gegen das mittelländische Meer hin 
erweitern und diesem ihre Bäche als Tribut zusenden, oder ostwärts, 
die steile Felsenwand durchbrechend, gegen den Jordan abfallen. Das 
Thal Jesrel (Esdrelom) durchdringt als tiefe Einsenkung diesen Ge- 
birgsrücken vom Meere bis zum Jordan, so daß sich kaum eine Wasser- 
scheide zwischen dem Flusse und dem Meere bildet, und trennt Galiläa 
vom eigentlichen Palästina, zunächst von dem Gebirge Ephraim, das 
im Garizim sich bis zu 2390“ erhebt. In der muldenförmigen Erwei- 
terung dieses Thales, dessen Reize die Alten preisen und die Reisenden 
noch heute bewundern, lag das Schlachtfeld von Megiddo, wo Jostas dem 
Pharao Necho unterlag; hier hatten einst Debora und Barak gesitegt, 
Gideon über Amalekiter und Midianiter; auf dem nahen Gilboa war 
König Saul gegen die Philistäer im Verzweiflungskampfe geblieben; in 
diesem Thale siegte Ahab über den Syrer Benhadad; hier lagerte Holo- 
fernes gegen Bethulia, begegneten vor 700 Jahren unsere kreuzfahrenden 
Bäter den Heeren der Saracenen, und schlug Napoleon 1799 die Tür- 
ken. Esdrelom war demnach für Palästina, was die Ebenen in Sachsen 
und das Marchfeld für unser Vaterland. Das Gebirge Ephraim trug 
einst eine Fülle von Wäldern und war eben deßwegen reich an Quellen, 
welche die Thäler bewässerten und dem Fleiße der Einwohner zu Hilfe 
kamen. 
Das Gebirge Juda, von Ephraim durch die Thalspalten der Bäche 
Sorek und Kidron geschieden, ist einförmig, zum Theil kahle Hoch- 
fläche, steigt in einzelnen Punkten, z. B. dem Oelberge, bis 3200“ Höhe. 
Das von tiefen Thälern durchfurchte Gebirge war reich an festen La- 
gen, wo Städte und Kastelle standen, die in Kriegsnöthen die flüchtigen 
Thalbewohner mit ihrer Habe aufnahmen und aus tiefen Brunnen und 
Cisternen für sie und ihr Vieh den nöthigen Wasservorrath bergaben. 
Auf der Ostseite des Hochlandes fließt der Jordan beinahe parallel 
mit dem mittelländischen Meere; seine Strömung ist sehr rasch, denn 
vom Hochgebirge kommend erreicht er schon nach einem Laufe von un- 
gefähr 40 Stunden die Erdspalte des todten Meeres, das nach neueren 
Messungen 1300“ tiefer liegt als der Spiegel des Mittelmeeres. In 
seinem oberen Laufe bildet er im Gebirge den See Merom, sodann den 
von Genesareth oder Tiberias, der an Lieblichkeit, Klarheit und Fisch- 
reichthum zu den schönsten Seen der Erde gehört. Aber bald wird das 
meistens drei Stunden breite Flußthal öde und einförmig; rechts und“ 
links erhebt sich in scharfen Kanten das nackte Gebirge, aus dessen
	        
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