Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

60 Die ältesten Bölker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
zusammengeströmt war, das sich seines prächtigen Nationalheiligthums 
bewundernd freute. 
Salomo (der Friedensfürst, wie sein Name andeutet) führte noch 
andere Prachtbauten aus, königliche Paläste und öffentliche Gebäude, mit 
welchen er Jerusalem schmückte. Baalbek (Heliopolis) im gquellenreichen 
Thale des Libanon liebte er als Sommerresidenz (hier hat wohl der 
lebensfrohe junge König „zu den Cedern des Libanon und dem kleinen 
Gewächse gesprochen“) und erhob es zu einer prächtigen Stadt; die 
Palmenstadt Thadmor (Palmpyra), wo die Karawanen in der Wüste an- 
hielten, verdankte ihm die Grundlage einer Jahrhunderte dauernden 
Blüte. Salomo liebte den Glanz, wie schon diese Baulust beweiset; 
sein Hofstaat war diesem entsprechend durch die Pracht der Einrichtung 
und die Zahl des Hofgesindes. Obwohl kein Krieger schuf er doch eine 
Reiterei und kaufte viele Kriegswagen; beides lieferte ihm der ägpptische 
Hof, von welchem er eine Prinzessin zum Weibe genommen hatte. Sei- 
nen ungeheuren Aufwand bestritt er zum Theil aus den ererbten Schä- 
tzen, zum Theil aus dem Tribute zinsbarer Völker, und endlich gewann 
er große Summen durch seinen Handel mit Ophir (ogl. S. 30), wel- 
chen er von Elat und Eziongeber aus durch phönikische Seeleute be- 
trieb, und gewiß entrichteten auch die Karawanen einen beträchtlichen 
Zoll, welche vom Euphrat nach Phönikien und von Phönikien an den 
Euphrat zogen. Aber der weise Salomo blieb sich nicht gleich; nicht 
anders als ein morgenländischer Sultan hielt er einen Harem auslän- 
discher Weiber und rdumte diesen Plätze für die Altäre ihrer Gottheiten 
ein, an welchen sie denselben opfern und ihre Feste feiern durften, und 
Salomo selbst nahm daran Theil. So erschlaffte sein Geist in Sinnen- 
taumel und Thorheit, und der Segen Gottes konnte nicht mehr bei ihm 
bleiben. Die Idumäer rebellierten unter Hadad; Damaskus, das Kleinod 
unter den Eroberungen seines Vaters, entriß ihm der sprische Reson. 
Damit schwanden die Hauptquellen seiner Einkünfte, und nun mußte 
das israelitische Volk selbst die Pracht seines Königs durch Steuern 
bezahlen. Kein Wunder, wenn es unzufrieden wurde; mit Mühe unter- 
drückte er einen Aufstand des kriegerischen Jeroboam, der nach Aegypten 
entwich. Freilich erwachte der alte König aus langem Taumel, erkannte 
die Nichtigkeit und Eitelkeit des Treibens, in welchem er die schönsten 
Lebensjahre verloren hatte, und warnte seine Zeitgenossen und die Nach- 
welt in weisen Sprüchen. Diese kamen jedoch zu spät für ihn und sein 
Volk; als er starb (982), hinterließ er seinem Sohne das Reich in 
ganz anderem Zustande, als er selbst es von seinem Vater David über- 
nommen hatte: ein geschmälertes Gebiet, statt eines frommen und sieg- 
haften Volkes ein von ausländischem Unwesen angestecktes, unzufriedenes 
und gedemüthigtes, das nichtsdestoweniger an Pracht und Verschwendung
	        
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