Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Reich Israel. 61 
gewoͤhnt war — und diesem Volke hinterließ er einen unweisen harten 
Rachfolger auf dem Throne. 
Roboam (981—964) und die Theilung des Reiches. 
Denn als die Aeltesten des Volkes vor ihn traten, bittend, er möge 
den Druck mildern, welcher die letzte Zeit während der Regierung seines 
Vaters auf dem Volke gelastet hatte, folgte er dem Rathe junger Hof- 
leute und gab eine Antwort voll untröstlicher Härte und Verachtung des 
Volkes, welches er dadurch zum Schweigen und Tragen einzuschüchtern 
wähnte. Allein zehn Stämme fielen von ihm, dem Enkel Davids, ab, 
und erhoben den Jeroboam, aus dem Stamme Ephraim, zu ihrem Könige. 
Nur zwei Stämme blieben ihm treu, Juda und Benjamin, und damit 
wurde nur zu sehr erfüllt, was Samuel den Vätern warnend zugerufen 
hatte, als sie ihn zur Königswahl drängten. Denn nun stand das Volk 
entzweit sich selbst gegenüber, während die Höfe um die Gunst der aus- 
wärtigen Herrscher buhlten, durch deren Hilfe sie den blutsverwandten 
Gegner zu bezwingen meinten, aber nichts gewannen als Verderben für 
sich und das Volk. 
Reich Israel (981 — 721). 
Während dieser Zeit herrschten nicht weniger als neunzehn Könige 
aus verschiedenen Häusern, was bereits darauf hindeutet, daß Israel der 
Schauplatz einer Reihe von Revolutionen war; in der That ist jeder 
dieser Könige entweder gewaltsam auf den Thron gehoben worden oder 
bat den ererbten Thron durch Gewalt verloren. Man sollte glauben, 
ein solcher Thron, der fast jedem von seinen Inhabern Verderben brachte, 
könne niemanden nach seinem Besitze lüstern gemacht haben! Mit ge- 
ringer Ausnahme verdienen diese Könige den Namen Volksverderber; 
hätten sie das Gesetz ernstlich erfüllen wollen, so wäre ihre erste Pflicht 
gewesen, vom Throne herabzusteigen, denn Jehova wollte kein entzweites 
Volk; und wollte ihr Volk entschieden zu Jehovas Gesetz zurückkehren, 
so mußte es sich vor allem mit den anderen Stämmen aussöhnen und 
denselben in Jerusalem am Paschafeste die Hand reichen zu neuer Ver- 
brüderung. Dem blutbefleckten Throne zu Liebe pflegten die Könige je- 
doch die Feindseligkeit der 10 Stämme gegen Juda und Benjamin und 
steigerten dieselbe zur Unversöhnlichkeit, indem sie den Götzendienst ein- 
führten und so ihr Volk zum Abscheu für die Gläubigen in Juda machten. 
Schon der erste König von Israel, Jeroboam, der in Sichem seine Re- 
sidenz hatte, verbot die Wallfahrten nach Jerusalem und nöthigte die 
Leviten zur Auswanderung; er errichtete zu Bethel und Dan, an der 
südlichen und nördlichen Gränze seines Landes, goldene Kälber zur An- 
betung und ließ auf Bergeshöhen Opferaltäre bauen; er that geflissent-
	        
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