68 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten.
und Kind, Hab und Gut auf ihre Schiffe und fuhren ab. Damit es
keinen gelüste, wieder umzukehren, warfen sie einen schweren Stein in
das Meer und schwuren einen theuern Eid, nicht eher in die geknechtete
Vaterstadt zurückzukehren, als bis dieser Stein an die Oberfläche des
Wassers komme. Sie steuerten nun westwärts und gelangten nach der
Insel Korsika, wo sie 20 Jahre vorher die Kolonie Alalta gegründet
hatten; allein Karthager und Etrusker verbündeten sich gegen die Frem-
den und lieferten ihnen eine hartnäckige Seeschlacht, in welcher die Pho-
käer zwar siegten, jedoch ihrer Ansiedelung entsagten. Ein Theil der-
selben wanderte nach Unteritalien und gründete dort Elea, der andere
nach Gallien, wo sie ihre Kolonie Massilia verstärkten, die eine durch
Handel und Reichthum, sowie durch Bildung ausgezeichnete Stadt und
die Mutter anderer Kolonieen an der gallischen und spanischen Küste
wurde und noch heute unter dem Namen Marseille blüht. Von Massi-
lia aus verbreitete sich die griechische Buchstabenschrift über Gallien bis
nach Helvetien. (Indessen war dennoch ein Theil der Phokäer zurück-
geblieben oder zurückgekehrt, denn die Stadt Phokäa dauerte bis in die
Zeit der Römer als eine große Handelsstadt fort.) Wie die kleinasiati-
schen Griechen unterwarfen sich die Karer, Kilikier, Lpkier und wahr-
scheinlich auch die Phönikier der persischen Oberberrschaft.
Labylons Sturz (538).
Der babplonische Sultan, welchen die Griechen Labynet oder Na-
bonid, die Juden Belsazar nennen, war mit Astpages verwandt und ver-
bündet, und sollte der dritte der großen asiatischen Herrscher sein, welche
dem Kprus unterlagen. Letzterer besiegte das babylonische Heer in einer
Feldschlacht und legte sich vor die große Stadt. Die Einwohner ver-
ließen sich auf ihre Mauern, Thürme und ehernen Thore und spotteten
der Perser; denn sie meinten, dieselben würden in der verheerten Um-
gegend bald keine Lebensmittel mehr finden und abziehen, nachdem sie die
Mauern sattsam mit den Augen gemessen hätten. Allein Kyrus wußte
Rath; er grub, um den Cuphrat abzuleiten, einen Kanal, ohne daß
es die Babylonier merkten. Als diese eines ihrer üppigen Feste feier-
ten und nachts berauscht durch die Gassen schwärmten, ließ Kyrus den
Kanal öffnen, in welchen sich nun ein großer Theil des Flusses ergoß,
und die persischen Krieger drangen in dem Flußbette gehend in die
Stadt. Die trunkenen Babylonier wurden auf den Gassen niedergehauen
oder in die Häuser gejagt; die königliche Burg, welche gleich der Stadt
mit Festtaumel erfüllt war, wurde rasch überfallen und der König selbst
getödtet. So vollstreckte Korus das Gericht an Babylon, wie es die
Propheten verkündet hatten.