Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

70 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten. 
mindert worden war, ließ sie Kyarares an einem Tage an ihren ver- 
schiedenen Lagerplätzen im Lande zu Gaste laden und überflüssig mit 
Wein bewirthen; als aber die unmäßigen Fremdlinge trunken gewor- 
den, machte man alle nieder. Solche Fortschritte hatten bereits die alten 
Orientalen in der Politik gemacht! — Ohne Zweifel treiben sich die 
Völker Turans in Kämpfen herum wie der Wirbelwind in ihren Step- 
pen, drängten und drückten gegen einander und bedrohten wohl auch 
unter Kprus die iranischen Länder. Gegen das furchtbarste derselben, die 
Massageten (nach andern Berichten die Saken), welche von den nördli- 
chen Ufern des kaspischen und Aral-See's (mare Hyrcanum und Oxiana) 
bis zu den Quellen des Jaxartes saßen, zog der Perserkönig, verlor aber 
Sieg und Leben. Man erzählt, die Massagetenkönigin Tomyris (diese 
weibliche Herrschaft scheint auf einen Zusammenhang der Massageten mit 
den Ostgermanen, Gothen, binzuweisen) habe das Haupt des Kprus in 
einen mit Menschenblut gefüllten Schlauch werfen lassen und gesprochen: 
„Nun trinke dich satt an Menschenblut, du nimmersatter Eroberer!“ 
Jedenfalls aber gab sie die Leiche an die Perser zurück — wie noch 
heute bei den Bewohnern jener Gegenden die Leichen vornehmer Ge- 
bliebenen gegen großes Lösegeld den Besiegten ausgefolgt werden —, 
denn bei Pasargadä, dem Hauptorte des Stammes der Pasargaden, wurde 
des Kprus Grabmal errichtet, welches Jahrhunderte lang unangetastet 
blieb. Die Inschrift lautete: „Hier ruhe ich, Kyrus, Sohn des Kam- 
bpses, der den Persern die Oberherrschaft über Asten erworben hat; 
Fremdling, störe nicht meine Ruhe im Grabe!“ Der Eroberer Asiens 
bittet den, der nach ihm kommt und sein Werk zerstört, um den ruhigen 
Besitz einiger Fuß Erde für seinen Leichnam! 
Bweites Kapitel. 
Acgopten rrobert (525 v. Chr.). 
Dem Kpyrus folgte sein Sohn Kambyses (529—522), dem Vater 
gleich an kriegerischem Geiste, aber ohne dessen Edelmuth; er war ein 
wilder, jähzorniger Mann, unmäßig im Genusse des Weines und ver- 
übte viele Gräuelthaten. Derselbe brachte endlich über Aegypten das 
Verderben, mit dem es Senaharib, Nebukadnezar und zuletzt Kprus be- 
droht hatten (vergl. S. 23, 25 u. 39). Er siegte bei Pelusium, und 
zehn Tage nach der Schlacht fiel die Hauptstadt Memphis in seine Ge- 
walt. Von Aegypten aus wollte er die bekannten Länder Afrika's er- 
obern; Kprene und die libyschen Anwohner Aegpptens sandten die Zei-
	        
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