Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

78 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten. 
gegen erfreuen sich eines milden Klimas, und der Schnee bleibt höchst 
selten darin auch nur ein paar Tage liegen. Die Gebirge waren vor 
Zeiten mit Wäldern bedeckt, daher quellenreich und mit trefflichen Weiden 
versehen, auf welche der Hirte sein Vieh trieb. Auch der Thalboden ist 
fruchtbar, gibt aber nichts umsonst her wie in den Tropenländern, son- 
dern verlangt sleißigen Anbau. Er brachte vor Zeiten Wein und Ge- 
treide in Fülle hervor, Millionen von Oel= und Feigenbäumen und an- 
dern edlen Obstarten wuchsen auf Bergen und im Thale, und auf dem 
Hügel des Phönikium in der Landschaft Böotien reifte sogar die Dattel- 
palme ihre Frucht. 
Keiner der andern Erdtheile ist wie Europa durch Gebirgszüge, 
Flußthäler und Meere in natürlich gesonderte Landschaften, Halbinseln, 
und größere Inseln gesondert, und dieser Beschaffenheit verdankt unser 
Erdtheil vorzugsweise die mannigfaltige und lebendige Entwicklung sei- 
ner Völker; Griechenland aber ist ein Europa im Kleinen. Gegen 
Norden zwar breitet es seine Gränzen ziemlich weit aus, diese sind jedoch 
durch Gebirge und Engpässe so geschützt, daß barbarische Völker nicht 
leicht durch rasche Verheerungszüge die aufkeimende Kultur zerstören 
konnten, wie dieß so oft in den großen asiatischen Ebenen und offenen 
Ländern geschah. Die netzartig auslaufenden Gebirgszüge und die von 
allen Seiten eindringenden Meerbusen bilden eine Menge durch natür- 
liche Schranken von einander getrennter kleinerer und größerer Land- 
schaften, deren jede ihr eigenes Völklein hegte, in derselben Weise, wie 
die Gliederung des schweizerischen Alpengebirges die verschiedenen Thal- 
schaften zu kleinen Staaten gestempelt hat. Erschweren die vielen Ge- 
birge Griechenlands den Verkehr, so erleichtert die See denselben in einer 
Weise wie nirgend anderswo, denn sie liegt auch von den innersten 
Theilen des Landes nur wenige Tagreisen entfernt. Zudem ist sie mit 
Inseln gleichsam übersäet, und lockt sie den Griechen zur Schifffahrt, so 
weisen die Inseln gleichsam den Weg und ermuthigen ihn, indem die See 
nirgends die Unermeßlichkeit des Oceans zeigt. Von Italien trennt 
Griechenland ver schmale Meerbusen der Adria und deren Fortsetzung 
das jonische Meer, und in diesem gewähren die jonischen Inseln Ruhe- 
punkte und sichere Ankerplätze. Nach Asien leitet eine ununterbrochene 
Reihe von Inseln, und zwischen dem ferneren Afrika trifft der Seefahrer 
die langgestreckte Insel Kreta, deren schneebedeckter Ida nach kurzer Fahrt 
dem von Griechenland und Afrika Wegsegelnden sichtbar wird und dem 
Steuermann zur Richtung dient. So ist also Griechenland von der 
Natur zur Schifffahrt nach Italien, Asien und Afrika angewiesen, bestimmt 
den Verkehr mit drei Erdtheilen zu vermitteln, und diese Bestimmung hat 
es auch in der alten Zeit getreu erfüllt.
	        
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