80 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten.
geleitet wurde. Zu Dodona in Epirus war ein Orakel des Zeus, wo
Weiber, erst in späterer Zeit Männer, aus dem Rauschen der boch-
wipfligen Eiche und dem Rieseln der heiligen Ouelle den Willen des
Zeus verkündeten, der von ihnen als der Gott des Himmels, der Wit-
terung und des befruchtenden Regens verehrt wurde.
Die Pelasger führten außer ihren kyklopischen Mauern ein anderes
Werk aus, das eben so sehr von ihrer Sorgfalt für den Anbau des
Landes als ihrer Kunde des Bergbaues Zeugniß gibt. Der See Ko-
pais im fruchtbaren Kessel von Böotien, ohne Abfluß in das Meer,
schwillt in regnerischen Sommern an und verwandelt Acker= und Wies-
land in Sumpf. Die Pelasger trieben durch den Felsrücken, welcher
das Seebecken von der Meerenge Curipus trennt, mehrere Stollen oder
erweiterten und vreinigten natürliche Abzugskanäle und gaben dadurch
dem Seewasser einen Abfluß, wenn dasselbe sich über seinen gewöhnlichen
Stand erhob. Diese Stollen vernachlässigte das gesunkene Volk der
Böotier in späterer Zeit, daher sie Alerander der Große mit großen
Kosten durch den geschickten Bergmann Krates wieder ausräumen ließ;
setzt sind sie wieder längst verstopft und der See übt seine Herrschaft
über die Gefilde, welche ihm in uralter Zeit durch den Menschen ent-
rissen waren.
Hellenen.
Diese drangen von Norden her in die pelasgischen Landschaften ein
und verbreiteten sich im Laufe der Zeit immer weiter. Sie leiteten ihre
Abkunft von Deukalion ab und dessen Sohn Hellen; von Hellens Söhnen
Acolus, Dorus und TKuthus (des letztern Söhne werden Achäus und
Jon genannt) wollten ihre Hauptstämme: die Aeoler, Dorer, Jonier
und Achäer, ihre Namen haben. Der italische Name der Hellenen,
Craeci, aus dem die deutsche Zunge Griechen bildete, kommt von dem
Namen eines Stammes in Epirus her. Die Aeoler erstritten sich Wohn-
sitze in Thessalien, Akarnanien, Aetolien, Phokis, Lokris, fuhren nach
den westlichen Inseln (den sonischen) und eroberten auch Elis im Pelo-
ponnese. Die Dorer gründeten Kolonieen in Makedonien und Kreta und
vier kleine Städte in der von ihnen benannten Landschaft Doris am Fuße
des Oeta. Die Jonier besetzten Attika uud später die nördlichen Küsten
des Peloponneses, die Achäer aber drangen in den Peloponnes ein und
gründeten die Staaten von Argos und Lakedämon. Eine Zeitbestimmung
für diese hellenischen Wanderungen anzugeben, ist unmöglich; man segt
zwar Deukalion gewöhnlich um 1550 v. Chr.; allein Deukalion ist eine
mythische Person und die Mythe macht ihn zum Stammvater des ganzen
Menschengeschlechts, der allein aus der großen Fluth durch die Gunst
der Götter gerettet worden sei. In den alten Sagen erscheinen die wan-