Das Heldenalter. 83
nennt ihn ausdrücklich einen alten pelasgischen König (Herod. VIII. 44);
erst in spaͤterer Zeit haben griechische Gelehrte den Kekrops zu einem
Aegyptier gemacht, was die Priester im ägyptischen Sais unterstützten,
weil die Stadtgöttin Athens, Pallas, einige Verwandtschaft mit der
seitischen Reith zeigte; unbestritten war aber diese Einwandgrung selbst
den späteren Schriftstellern nicht, obwohl sie Prometheus und Herakles,
Elsium und Tartarus, fast die ganze griechische Mpthe aus Aegppten
kommen ließen. — Auch eine phönikische Kolonie soll in Griechenland
gegründet worden sein, und zwar mitten im Lande, zu Theben in
Böotien, durch den Königssohn Kadmus. Doch auch dieses läuft auf
Umdentung einer pelasgischen Mythe hinaus: Kadmus ist nämlich nur
ein anderer Name von Hermes (Merkurius), welcher bei den Pelas-
gern besonders verehrt wurde. Daß die Phönikier sich auf griechischen
Inseln niederließen, auch einzelne Punkte an der Küste der Pelasger be-
segzten, wird übrigens nicht bestritten, ebenso wenig, daß ihr Götterdienst
an einigen Orten Griechenlands Eingang fand, besonders bei den klein-
asiatischen Griechen, wodurch die griechischen Mythen phönikische Bei-
mischung aufnahmen, aber einen durchdringenden Einfluß haben die
Mönikier und Aegyptier auf Altgriechenland niemals ausgeübt. Die
einheimischen Sagen der Pelasger, die auf die Hellenen vererbten, wei-
sen beständig auf Thrakien hin (3. B. in Athen Prokne und Philomele,
Ortthypa) oder auf Kleinasien. Daher kam nach ihnen Nelops aus dem
Geschlechte des Tantalus, von dem die Halbinsel Peloponnes benannt
sein soll, wie umgekehrt die pelasgischen Arkadier behaupteten, von ihnen
sei einmal eine Auswanderung nach Kleinasien geschehen.
Das Heldenaltert.
Wie sich die Religion aus pelasgischen und hellenischen Elementen
herausbildete, so geschah dies auch bei den ältesten griechischen Sagen.
Wo sich pelasgisches Königthum und Priesterthum länger erhielt, wie
z. B. in Arkadien, in Sikpon u. s. w., da geht die geschichtliche Ueber-
lieferung sehr weit zurück; denn die Priester waren bei allen alten Völ-
kern auch die Annalisten, wie auch für uns die Aufzeichnungen der
Mönche in der ersten Periode des Mittelalters fast die einzige Ge-
scichtsquelle jener Zeit sind. Das frische hellenische Leben veränderte
aber die alten pelasgischen Ueberlieferungen beinahe vallständig; die
Thaten seiner Helden zogen den Hellenen mehr an als die Vorzeit eines
überwundenen Volkes; er horchte den Sängern, welche ihm den Preis
seiner Helden sangen, so daß die alten Sagen aus den Pelasgerstädten
zu bellenischen wurden, nachdem diese Städte selbst vollständig hellenisch
geworden waren.
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