Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Das byzantinische Reich. 115 
gleich aber auch Soldatenkaiser, welche Bulgaren und Arabern Achtung 
geboten. 
Das griechische Schisma: Photius (880). Michael Cerularius (1054). 
Unter Michael III. (842—867) wurde 842 der Bilderstreit durch 
eine Synode beigelegt, aber indem dadurch ein Grund der Entfremdung 
der abend= und morgenländischen Christenheit beseitigt wurde, veranlaßte 
Michael III., sonst ein Wüstling und Verspotter religiöser Dinge, einen 
Riß von oben bis unten. Der allvermögende Günstling des Kaisers, 
Bardas, hatte öffentliches Aergerniß gegeben, wofür ihn der Patriarch 
Ignatius von dem Abendmahle ausschloß; als dieser den Drohungen des 
Kaisers, der für Bardas eintrat, nicht nachgab, wurde er abgesetzt (857) 
und an seiner Stelle der gelehrte, herrschsüchtige und gewissenlose Photius 
erhoben, der in sechs Tagen vom Laien bis zum Patriarchen alle Weihen 
durchlaufen hatte. Ein Theil der Geistlichkeit jedoch hielt treu zu dem 
abgesetzten Patriarchen, daher suchten Photius und seine Beschützer den 
Papst Nikolaus I. für ihre Sache zu gewinnen. Sie schmeichelten die- 
sem durch Gesandtschaft und Briefe und wußten selbst die beiden Ge- 
sandten des Papstes so zu gewinnen, daß sie (861) auf einer Sypnode 
zu Konstantinopel die Absetzung des Ignatius unterschrieben; doch Niko- 
laus I. erfuhr den wahren Hergang der Sache, sprach seine feierliche 
Verwahrung gegen das an Ignatius begangene Unrecht aus und entsetzte 
den Photius nebst seinen geistlichen Anhängern ihrer Würden (863). 
Ein anderes gleichzeitiges Ereigniß vermehrte die morgenländische 
Abneigung gegen das christliche Abendland. Bogoris, der Fürst der 
Bulgaren, hatte das Christenthum und in der Taufe den Namen Michael 
angenommen; die Bekehrung war das Werk griechischer Gefangenen, 
sowie der Mönche Methodius und Cpyrillus, welche wir bereits als die 
Apostel Mährens kennen. Bald wandte sich Michael an den Papst und 
dieser schickte ihm Geistliche, welche die Neubekehrten in die christliche Ord- 
nung einführten; auch ernannte er einen Bischof von Bulgarien. Dies 
erbitterte den Photius noch mehr; er nahm Bulgarien für den Sprengel 
des Patriarchen in Konstantinopel in Anspruch und rechnete bei seinem 
Treiben auf die Unterstützung seines Hofes, der aus der unmittelbaren 
kirchlichen Unterordnung Bulgariens unter den römischen Stuhl eine 
Ausdehnung des abendländischen Kaiserthums auf Bulgarien befürchtete, 
sowie auf die Sympathie der griechischen Bischöfe. Er versammelte eine 
willfährige Synode, fälschte obendrein die Akten und fügte Unterschriften 
von Bischöfen bei, die nichts um die Sache wußten, erklärte den Papst 
als abgesetzt und mit dem Bannfluche belegt (867). Er war also der 
erste Patriarch, welcher dem Papste den Gehorsam aufkündete und das 
Schisma aussprach, denn außerdem beschuldigte er in seinem Rundschrei- 
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