Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

128 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Herrschaft der deutschen Könige über Italien verwandeln wollten. Dann 
fochten die kräftigsten italienischen Staaten mit ihrer Selbstständigkeit zu- 
gleich die Sache des hl. Stuhles aus, und in der Regel fand der Papst 
in Deutschland selbst seine mächtigsten Bundesgenossen, indem die deut- 
schen Fürsten unablässig bestrebt waren, ihre eigene Macht auf Kosten 
der königlichen zu verstärken und dann am erfolgreichsten vorgehen konnten, 
wenn sie Gelegenheit hatten als Vertheidiger der Rechte des Papstes 
aufzutreten. 
Der Zug zur Krönung hieß der Römerzug; es muß etwas Wunder- 
bares gewesen sein, wenn der König die Großen des Reiches und seine 
unmittelbaren Dienstleute zur Fahrt über die Alpen aufbot und der ge- 
waltige Heereszug so vieler Herren und streitbarer Mannen sich südwärts 
über die hohen Alpenpässe bewegte. Es war ein großer nationaler 
Festzug, der vielmal zu einem Kriegszug wurde. Daß er für den 
Kaiser und für die Mannen große Auslagen verursachte, versteht sich 
von selbst; beispielsweise führen wir an, was ein persönlich freier 
Lehensmann, dessen Lehen von seinem Herrn an den Kaiser überging, 
erhielt, wenn er zum Römerzuge aufgeboten wurde: zehn Pfund an 
Geld, fünf Pferdebeschläge, zwei Rehhäute, einen Maulesel zu zwei 
Felleisen, einen Knecht zum Fahren und einen zum Treiben, von 
denen jeder ein Pferd und ein Pfund Geld erhielt. Nach Uebersteigung der 
Alpen lag die Verpflegung des Lehensmannes dem königlichen Hoflager ob. 
Otto hatte nichts Geringeres als die Unterwerfung von ganz Ita- 
lien im Sinne, weßwegen er auch mit dem griechischen Kaiser in Unter- 
handlung trat, um durch die Heirath seines Sohnes mit einer griechi- 
schen Prinzessin das griechische Unteritalien zu gewinnen. Allein dies 
fübrte nur zu einem Kriege mit Nikephorus Phokas, und erst nach dessen 
Ermordung kam 972 wenigstens die Vermählung des Kaisersohnes mit 
der griechischen Prinzessin Theophano zu Stande. 
Otto gegen die Dänen (947). 
Den dänischen Uebermuth züchtigte Otto (wahrscheinlich 947) noch 
schärfer als sein Vater Heinrich. Er drängte den König Harald aus 
Schleswig hinaus, welches dieser überfallen hatte, und verfolgte ihn 
durch Jütland bis an den Lymfiord; er schleuderte seinen Speer in den 
Sund, der von da an Ottensund heißt, und erklärte durch diese Hand- 
lung, daß so weit das Festland reiche, er mit den Waffen seinen Ge- 
boten Gehorsam verschaffen wollte. Harald selbst wurde Christ; Otto 
aber gründete die drei nördlichen Bisthümer Schleswig, Ripen und Nar- 
hus, die dem Erzstifte Bremen untergeordnet wurden; letzterem untergab 
er auch Oldenburg, von wo aus die Bekehrung der slavischen Obotriten 
betrieben wurde.
	        
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