Heinrich IV. 143
Der Sachsenaufstand (1073—1075). Schlacht an der Unstrut
(9. Juni 1075).
Unterdessen war der Aufstand der Sachsen und Thüringer gereift
(1073); die vornehmsten Herren (von den Geistlichen nahmen bloß die
Bischöfe Liomar von Bremen, Benno von Osnabrück und Eppo von
Zeitz keinen Antheil) standen an der Spitze; 60,000 Mann stark rückten
sie vor Goslar und verlangten von dem König Zerstörung seiner Burgen
in Sachsen und Thüringen, Abzug mit seinem Hoflager in andere Reichs-
länder, Entfernung seiner schlechten Umgebung, und daß den Reichs-
fürsten die rechtmäßige Theilnahme an den Reichsgeschäften eingeräumt
werde. Heinrich entsloh nach Süddeutschland, bat in den beweglichsten
Ausdrücken um Hilfe und versprach auf den Knieen Besserung. Er
erhielt ausweichenden Bescheid; es wurde ein Reichstag nach Gerstungen
ausgeschrieben, auf welchem auch die Sachsen und Thüringer erschienen
und ihre Klagen gegen Heinrich vorbrachten, der nicht anwesend war.
Die meisten der süddeutschen Herren waren mit den Sachsen und Thü-
ringern längst einverstanden, die andern aber wurden durch die Erzählung
von Heinrichs Frevelthaten empört. Oeffentlich wurde nun bekannt ge-
macht, die Sachsen und Thüringer seien angewiesen, dem Könige in
Köln Genugthuung zu bieten für ihre Empörung, dagegen solle Heinrich
ihre Beschwerden abstellen; insgeheim aber hatte der Fürstentag beschlossen,
auf dem für den Oktober angesagten Reichstage den König abzusetzen
und einen andern zu wählen und zwar den Herzog Rudolf; die Fürsten
kamen auch wirklich in Mainz zusammen, während der König in Laden-
burg schwer erkrankt lag, so daß sie bofften, seiner ohne Absetzung los
zu werden. Aber er genas wieder und nun zeigte es sich plötzlich, daß
er keineswegs ohne Unterstützung sei; denn eine Stadt nach der andern,
besonders die bischöflichen, erklärte sich für den König; von den schwä-
bischen geistlichen Herren trat der Bischof von Basel auf seine Seite,
von den lothringischen der von Verdun, von den fränkischen der von
Bamberg, weil sie in dem König ihre Stütze gegen die Herzoge zu
finden vermeinten. In Schwaben waren andere Herren bereit für ihn
loszuschlagen, Bayern erklärte sich zu seinen Gunsten, so daß er mit
20,000 Mann zu Feld ziehen konnte. Mit einem doppelt so starken.
Heere rückten ihm die Sachsen und Thüringer entgegen; es kam zu
Unterhandlungen, und Heinrich mußte sich auf den Willen der Süd-
deutschen hin dazu verstehen, daß alle seine neugebauten Burgen in
Sachsen zerstört würden; Otto von Nordheim sollte sein Herzogthum,
die sächsischen Fürsten ihre Güter wieder zurückerhalten; den Thürin-
gern wurde Bestätigung ihrer alten Rechte, allen Fürsten Verzeihung
zugesichert.