156 Oas heilige römische Reich veutscher Nation.
Errettung des heiligen Landes aufzumahnen. Der Patriarch von Jern-
salem gab ihm ein Schreiben mit, in welchem er den abendländischen
Christen die Noth ihrer Glaubensbrüder im Morgenlande an das Herz
legte. Peter kam zu Papst Urban II. und dieser lobte den Feuereifer
des Einsiedlers. Nun wanderte dieser weit umher und predigte in Städten
und Dörfern über die Grausamkeiten der Ungläubigen gegen die Chri-
sten, über die Schmach, welche den heiligen Stätten widerfuhr, über die
Schande und Sünde der Christenheit, wenn sie solche Frevel dulde. Be-
sonders wurden Italien und Frankreich aufgeregt, auch das Rheinland,
und die Leute saben Zeichen am Himmel, welche nach dem Morgenlande
wiesen, wohin die Fahne des Kreuzes getragen werden sollte. Im Jahre
1095 kam Urban nach Frankreich und hielt ein Koncil in Klermont;
daselbst wurde zuerst der König von Frankreich wegen Ehebruch kirchlich
verurtheilt, dann aber forderte der Papst zur Befreiung Jerusalems auf,
und seiner Rede antwortete ein allgemeines: „Gott will es, Gott will
es!“ Zum Zeichen, daß einer den Zug nach Palästina mitmachen wolle,
beftete er ein Kreuz auf sein Gewand, von welchem Zeichen diese Kriegs-
züge Kreuzfahrten oder Kreuzzüge genannt wurden. Da nahmen das
Kreuz der Bruder des französischen Königs, Graf Hugo von Verman-
dois, Herzog Robert von der Normandie, Sohn Wilhelms des Eroberers,
Stephan von Blois, Graf Robert von Flandern, Herzog Gottfried von
Niederlothringen, der für Heinrich IV. gegen Rudolf an der Elster ge-
fochten hatte, mit seinen Brüdern Balduin und Eustach; der reiche Graf
Rapmund von Toulouse; Bischof Ademar von Puy, den der Papst zu
seinem Stellvertreter bei dem Zuge ernannte; der unteritalische Nor-
manne Boëmund, ein Sohn Robert Guiskards, mit seinem tapferen
Neffen, dem Grafen Tankred von Tarent. Auch Deutschland enthielt
sich nicht ganz; es zog mit Bischof Otto von Straßburg, ein Hoben-
staufe, und Graf Hartmann von Kirchberg. Der Auszug wurde auf
das folgende Jahr festgefetzt. Die Ritter aller Nationen hatten nun ein
neues Feld für ihre Kampflust; die französischen waren aber schon lange
her gewohnt, nach Spanien oder Unteritalien zu gehen und den christ-
lichen Eroberern, den Königen von Aragonien und Kastilien oder den
Normannenherzogen ihr Schwert gegen die Mohammedaner anzubieten,
wofür sie Sold und, wenn das Glück günstig war, von dem eroberten
Lande Lehen erhielten.
Der Kampf gegen die Ungläubigen war übrigens kein neu aufge-
kommener; wo immer sich Christen und Mohammedaner berührten, ge-
riethen sie auch in Feindschaft, wie es gar nicht anders sein konnte und
seitdem auch nicht anders geworden ist und auch nicht anders werden
kann, so lange der Koran gilt oder die Moslemin nicht aufhören an
Mohammed zu glauben; nur die Richtung, welche den christlichen Wafsen