Kaiser Lothar III. der Sachse. Die Hohenstaufen. 161
Bwoͤlstes Kapitel.
Aaiser Kothar III. der Sachse (1125—1137). Die Hohenstausen.
Nach dem Tode Heinrichs V. erhoben die Fürsten den Sachsen-
herzog Lothar, weil derselbe den Ruhm eines gerechten und frommen
Mannes hatte, wodurch das Reich vor einem abermaligen Bruche zwi-
schen Kaiser und Papst gesichert wurde, und übergingen den Hohen-
staufen Friedrich, der mit seinem Bruder Konrad Heinrichs V. Gut ge-
erbt hatte. Von diesem sollten nun die Hohenstaufen (im Mittelalter
„Staufer“ genannt) herausgeben, was Heinrich als Reichslehen einge-
zogen und dieser oder jener Herr als Erbe angesprochen hatte. Sie
weigerten sich und daraus entstand ein Krieg, der mit abwechselndem
Glücke bis 1135 dauerte und besonders das südwestliche Deutschland
verheerte. Nachdem Lothar 1126 einen vergeblichen Feldzug gegen Fried-
rich unternommen hatte, griff er zu dem allein wirksamen Mittel, um
die fürstlichen Nachbarn der Hohenstaufen zu größeren Anstrengungen
gegen diese zu vermögen. Im folgenden Jahre belehnte er nämlich den
Zähringer Konrad mit Burgund; dem Welfen Heinrich dem Stolzen
aber, der bisher zu den Hohenstaufen gehalten hutte, verlobte er seine
Tochter Gertrud, der Sachsen als Erbe zufallen mußte. Die Schwaben
schlugen zwar Lothar bei Würzburg und den Welfen bei Donauwerth,
verloren dagegen 1130 Nürnberg und Speyer, 1134 Ulm, das Lothar
verbrannte; Konrad hatte sich in Italien als Gegenkönig aufgeworfen,
wurde aber von den Lombarden verlassen, als sie ihn gegen Lothar nicht
mehr brauchen konnten. Deßwegen machten die Hohenstaufen 1135
Frieden und Lothar behandelte sie großmüthig; auf demselben Reichs-
tage wurde auch ein 10jähriger allgemeiner Landfriede ausgerufen, für
den das Volk dem Kaiser, als einer langersehnten Wohlthat, sehr dankbar
war. Auch mit der Kirche blieb Lothar im Frieden; die Papstwahl war
zwiespaltig ausgefallen; Innocenz lI. wurde von den Deutschen aner-
kannt, den Gegenpapst Anaklet unterstützte der Normanne Roger, der
Enkel Robert Guiskards, und Anaklet krönte ihn dafür zum Könige von
Neapel und Sieilien. Lothar führte nun Innocenz II. gegen Rom,
konnte aber nur einen Theil der Stadt erobern, den andern mit der
Peterskirche behauptete Anaklet; Lothar wurde in St. Johann vom La-
teran gekrönt und hielt im Kaiserornate dem Papste den Steigbügel,
wodurch er im Geiste seiner Zeit und nicht aus Schwäche oder Heuchelei
die Oberhoheit der päpstlichen Gewalt über die kaiserliche anerkannte
(1133). Innocenz II. unterstützte darauf Lothar gegen die Normannen,
die dem Kaiser und Papste gleichen Trotz boten und geneigt schienen,
die alte Rolle der Longobarden Aistulf und Desiderius zu übernehmen;
Bumüller, Mittelalter. 11