198 Das heilige römische Reich dentscher Nation.
theilen; „vor Gott habe ich den Tod als Sünder verdient,“ sprach Kon-
radin, „hier aber werde ich ungerecht verurtheilt.“ Er, Friedrich und
mehrere seiner Freunde (auch ein Hürnheim) bestiegen das Blutgerüste,
auf welches Karl von einem Ehrenplatze herunterschaute. Konradin legte
sein Gewand ab und betete laut: „Jesus Christus, König der Ehren,
wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergeben soll, so geschehe dein Wille.“
Hierauf küßte er seinen Freund Friedrich und warf (nach der Sage)
einen Handschuh unter das Volk, damit ihn jemand seinem Schwager
und Erben, dem Könige Peter von Aragonien, überbringe. Dann kniete
er nieder, um den Todesstreich zu empfangen und rief noch: „o Mutter,
welchen Jammer bereite ich dir!“ Da siel sein Haupt durch das Beil des
Henkers; Friedrich schrie laut auf; dann traf ihn der Todesstreich und
nach ihm die andern, die Karl ausgewählt hatte (29. Oktober 1268).
Die Leichen wurden auf dem Begräbnißplatze der Juden verscharrt. So
war der letzte Sprößling des schwäbischen Kaiserstammes vertilgt; von-
allen Kaisern und Konigen aus demselben ruhen nur Konrad III. und
der ermordete Philipp in deutscher Erde. Mit Konradin hatte das Her-
zogthum Schwaben ein Ende; was an hohenstaufischem Gute noch übrig
war, wurde von den Nachbarn nicht ohne bittere Händel weggenommen.
Es scheint, der Tod Konradins habe bei den Deutschen keinen tiefen
Eindruck hervorgebracht; Franzosen und Italiener hingegen sangen sein
unglückliches Schicksal und noch 1313 war sein Haupt in eciner Fahne
gemalt, als Ghibellinen auszogen (sub signo capitis Conradini inno-
center interempti).
Die sietlische Vesper (1282).
Doch war mit diesem edlen Blute noch nicht der letzte Tropfen des
Stromes verronnen, der für die Hohenstaufen floß, und Karln traf die
Vergeltung früh genug. In Palermo brach am 30. März 1282 der
Volksaufstand gegen die verhaßten Franzosen los, als sich einer derselben
Frechheiten gegen eine Jungfrau erlaubte. Das Morden breitete sich
über ganz Sicilien aus und so groß war die Wuth der Insulaner, daß
sie auch französischer Weiber und Kinder nicht schonten (Sicilianische
Vesper). Der Leiter des Aufstandes, Johannes von Procida, rief den
König Peter von Aragonien herbei, dessen Gemahlin Konstantia eine
Tochter Manfreds war; er kam mit einer Flotte und wurde in Palermo
gekrönt. Vergeblich waren alle Versuche Karls, die verlorene reiche
Insel wieder zu gewinnen, sein gleichnamiger Sohn wurde in einem
Seetreffen gefangen, und laut forderten die Bürger von Messina sein
Blut, aber Konstantia war zu edel, um den Tod ihres Vaters und Kon-
radins an einem Kriegsgefangenen zu rächen. Auch spätere Versuche
der Franzosen gegen Sicilien glückten nicht, desto besser aber gelang es