Der Adel und, das Ritterwesen. 217
Im gleichen Jahre gründeten zwei französische Ritter, Hugo von
Payens und Gottfried von Aldemar, den Orden der Tempelritter; die
Wohnung der neun ersten Ritter war auf dem Nlatze des ehemaligen
salomonischen Tempels, weßwegen sie Tempelritter (Tempelherren,
Templer) genannt wurden. Die Einrichtung ihres Ordens war ziemlich
dieselbe, wie bei den Johannitern, das Ordenskleid ein weißer Mantel
mit achteckigem rothen Kreuze.
Der deutsche Orden (Deutschherren) entstand aus einer deutschen
Bruderschaft, welche seit 1128 in einem Hospitale zu Jerusalem deutsche
Pilger verpflegte. Nach Eroberung Jerusalems durch Saladin traf
Herzog Friedrich von Schwaben (siehe oben S. 178) die Brüder im
Lager vor Ptolemais und erhob sie nach dem Vorbilde der Johanniter
zu einem Orden, dessen Mitglieder nur Deutsche sein konnten; ihr Vor-
steher hieß Meister, später Hochmeister; das Ordenskleid war ein weißer
Mantel mit schwarzem Kreuze.
Auf die Kühnheit der Ritter kann man daraus schließen, daß die
Ordensregel dem Tempelritter vorschrieb, vor drei Feinden nicht zu
weichen, und ihm verbot, den Kampf mit mehr als zehn aufzunehmen.
Diese Ritterorden wurden freigebig beschenkt und erwarben in allen
christlichen Ländern reiche Besitzungen; denn wer nicht selber auszog,
wollte doch diese Kämpfer für das heilige Grab mit einer Gabe unter-
stützen. Sie wählten ihre Meister und Komthuren, zählten zur Zeit
ihrer Blüte wohl an 20,000 Mitglieder und bildeten gleichsam das stehende
Heer des Königreichs Jerusalem.
Keiner dieser Orden besteht mehr; zuerst ging der Tempelorden
unter, der sich nach dem Verluste Palästinas besonders in Frankreich an-
gesiedelt hatte; er wurde 1312 auf Betreiben des Königs Philipp IV.
durch den Papst aufgehoben, jedoch nicht in Folgze eines richterlichen
Entscheides, sondern aus Vorsorge, daß mit dem Orden das obwaltende
Aergerniß aufhöre. Der französische König verfolgte dennoch die Ritter
durch seine Gerichte und in Paris wurde 1314 der Großmeister Jakob
de Molay verbrannt, welches Schicksal sechszig andere Ritter schon vorher
erlitten hatten. Man beschuldigte sie nämlich arger Ketzerei, ja der Ver-
höhnung des Cbristenthums; erwiesen ist nichts, jedoch scheint soviel ge-
wiß, daß unter den Templern religiöse und sittliche Frivolität eingerissen
hatte; in den Augen des Königs war aber wohl ihr Reichthum und
ihre unabhängige Stellung in Frankreich, ein Ritterstaat in dem König-
reiche, die größte Ketzerei.
Die Johanniter wurden durch Sultan Soliman aus Rhodus ver-
trieben 1522 und von Kaiser Karl V. 1530 nach Malta versetzt, von
wo aus sie bauptsächlich die türkischen Seeräuber bekriegten. Im Jahre
1798 übergaben sie Malta an Bonaparte, als er nach Aegypten segelte.