Das longobardische Reich in Italien. 13
lischen Glauben unstreitig sehr viel bei, indem sie dadurch in eine inni-
gere Beziehung mit der römischen Bevölkerung traten und von der
Kultur derselben immer mehr annahmen. Die römische Bevölkerung war
aber in Italien trotz aller Verwüstungen die weit überwiegende, wie
schon die vielen und großen Städte beweisen, welche den Fall des römi-
schen Reiches überdauerten. In ihnen erhielt sich die römische Gemeinde-
ver fassung, viele derselben waren Bischofssitze und dadurch Herde des
kirchlichen Lebens und der rômisch-christlichen Bildung; sie waren die
Marktorte und Handelsplätze, in denen die alte gewerbliche Kunstfertig-
keit nie erlosch und in ruhigen Zeiten stets neu auflebte. Diese Städte
mußten darum auch unter den Longobarden die Mittelpunkte des Volks-
lebens werden und mächtig dazu mitwirken, die Longobarden selbst, die
über das Land zerstreut hausten, ihrer ursprünglichen Nationalität all-
mählig zu entkleiden. Die Sprache der Kirche und Schule war die la-
teinische, in derselben war auch das longobardische Gesetzbuch abgesaßt
und erfolgten die Erlasse des Königs und der höchsten Behörden; das
gemeine italienische Volk aber sprach einen lateinischen Dialekt (lingua
rustica); wie hätten unter solchen Verhältnissen die Longobarden ihre
Sprache bewahren können? Sie mußten sich nothwendig an die Volks-
sprache anschließen, welche durch sie und die anderen germanischen Völker,
die vor ihnen in Italien lagerten oder wohnten, mancherlei Einwirkung
erfuhr, so daß eine neue Sprache, die italienische, entstand, derjenigen
Familie der Sprachen angehörend, welche wegen des in ihnen enthaltenen
Hauptelements romanische genannt wird. Mit der Sprache ging na-
türlich auch vieles aus Sitte und Lebensweise der römischen Bevölkerung
auf die Longobarden über und sie verschmolzen mit ihr zu einem neuen
Volke, zu einem romanischen; die romanischen Völker waren die
Träger der römischschristlichen Kultur, aus welcher unter der Einwirkung
des germanischen Elements die eigenthümliche mittelalterliche Kultur her-
vorging. Durch die Verschmelzung eines germanischen Volkes mit rö-
mischer Bevölkerung wurde diese gekräftigt und wieder von kriegerischem
Geiste durchdrungen.
Luitprand 713—744.
Der mächtigste longobardische König war Luitprand (713—744);
er unterwarf die nach Unabhängigkeit strebenden Herzoge und erzwang
eine strenge Handhabung der Gesetze; wie seine Vorgänger entriß er den
Griechen mehrere Besitzungen und verfolgte den Plan ganz Italien dem
königlichen Scepter zu unterwerfen, aber die Bitten der Päpste ver-
mochten so viel über ihn, daß er dreimal seine Unternehmungen gegen
Rom und Ravenna wieder aufgab. Die Longobardenherrschaft ist dem-
nach die Zeit, in welcher die politische Einheit Italiens aufhörte, welche,