Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Die schweizerische Eldgenossenschafl gegründet. 247 
Die schweizerische Eidgenossenschast gegründet (1308). 
Der ermordete König hatte besonders eifrig darnach getrachtet, die 
Leute im schweizerischen Alpengebirge an sich zu bringen; denn er er- 
kannte die Wichtigkeit dieses Landes als Eckstein gegen Frankreich und 
Italien recht wohl und als tüchtiger Kriegsmann schägtte er das aleman- 
nische Fußvolk wie sein Vater, der sich ausgesprochen hatte, mit 40,000 
Fußgängern und 4000 Reitern aus Alemannien wolle er der ganzen 
Welt die Schlacht anbieten; denn die Natur jener Thäler und Berge 
hatte dafür gesorgt, daß die altdeutsche Kriegsweise dort erhalten blieb. 
Albrecht hatte vicles ererbt und vieles erworben in diesen Gegen- 
den, und es brauchte nur noch einige Schritte, bis seine Herrschaft ab- 
gerundet war. Thurgau, Zürichgan, Aargau, Zug, Freiburg und Luzern 
gebörten ihm; als Schirmvogt von Säckingen war er Oberherr von 
Glarus, als Schirmvogt von St. Gallen, Bisthum Chur und Kloster 
Einsiedeln war er in diesen Stiftslanden Oberrichter und Pannerherr; 
in Schwyz und Unterwalden hatte er Landvogtrechte, überdies Herr- 
schaften und Güter; dagegen sind die Rechte Habsburgs in Uri noch 
nicht binlänglich aufgehellt. Von diesen drei Ländern ging ein Wider- 
stand aus, dessen Veranlassung und Umfang wir nicht mehr bestimmen 
können; denn was die Schweizer erzählen, ist Volkssage, durch lange 
Feindseligkeit gänzlich verunstaltet, und gleichzeitige Geschichtschreiber 
haben wir über jene Ereignisse keine. Wir lassen demnach die Geschichte 
von Tell, Melchthal, Walter Fürst und Staufacher der Poesie und Sagen- 
geschichte und begnügen uns, die Punkte herauszustellen, die unbestritten 
bleiben müssen. Obwohl kein Geßler auf der Burg bei Küßnacht ge- 
schichtlich erwiesen ist, so haben jedenfalls Adelige des Königs, mögen 
diese Vögte gewesen sein oder nicht, das Landvolk durch Uebermuth er- 
bittert; dies war bei der damals überhandnehmenden Entartung des 
Adels allbereits an der Tagesordnung. Noch gewisser ist, daß die Land- 
gemeinden in den Bergen die Wirren der Zeit so gut benutzt hatten als 
die Fürsten; als kein Kaiser die Rechte des Reiches wahrte, die Adeligen 
sich für oder gegen die Hohenstaufen oder in eigenen Fehden schlugen, 
als selbst die beiden Habsburger Linien einander bekriegten, nahmen die 
Städte im damaligen Oberdeutschland (so nennt es noch der Schweizer 
Tschudi im sechszehnten Jahrhundert) z. B. Zürich und noch mehr Bern 
die Gelegenheit wahr sich jeder Oberherrlichkeit, die doch keinen Schutz, 
sondern nur Lasten im Gefolge hatte, zu entziehen, was um so leichter 
anging, als Schwaben keinen Herzog von Burgund, keinen Reichsstatt- 
halter mehr hatte. Das gleiche thaten die Bauern, voran die Schwyzer, 
welche bereits zweihundert Jahre mit dem Kloster Einsiedeln in einem 
Streite wegen Wäldern und Alpen kagen; Zürich hatte sich an ihnen
	        
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