Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

268 Deutschland und Italien finken. 
er den Eidgenossen, daß die neue Verbindung nichts gelte, denn ohne 
den Willen des Kaisers sei es den Reichsgliedern nicht erlaubt, Bünd- 
nisse zu machen. Das war ganz richtig, aber was that denn der Kaiser 
zum Schute der Schwachen? 
Die Eidgenossen trotzten; er bot nun das Reich gegen sie auf und 
zog mit mehr als 40,000 Mann gegen die Mauern Zürichs. Die Be- 
lagerung hatte keinen Erfolg; denn die Reichsstädte, welche unter dem 
Kaiser mit gegen Zürich ziehen mußten, wollten gegen ihre Schwester- 
stadt nichts unternehmen, und dem Kaiser selbst war es mit seinem Ver- 
sprechen an die Habsburger nicht Ernst, was schon daraus bervorgeht, 
daß er später den Zürichern alle möglichen Rechte und sogar seine kai- 
serliche Oberherrlichkeit über den Zürichersee urkundete. Herzog Albrecht 
schloß zuletzt mit den Eidgenossen einen Waffenstillstand, der von Zeit 
zu Zeit erneuert wurde; die von ihm abgefallenen Orte Luzern, Zug 
und Glarus blieben so bei dem Bunde und wirkten durch ihr Beispiel 
nicht wenig auf andere Städte und Dörfer. 
Im Jahre 1353 ließ sich auch die Stadt Bern in den Bund auf- 
nehmen, eine Stadt, welche eine römische Richtung einschlug. Der 
Handwerkerstand wuchs in ihr nie so an, daß er die ritterlichen Ge- 
schlechter und landbesitzenden Bürger überflügeln konnte, wie in den 
Manufaktur= und Handelsstädten geschab, daher erhielt sich ein kriege- 
rischer Geist unter den Bürgern und bei dem Ratbe besonnene Festigkeit. 
Die Ritterburgen der Umgegend wurden in den Fehden der Stadt mit 
den Herren derselben zerstört, oder diese mußten Bürger in Bern werden 
und die Burgen als der Stadt „offene Häuser“ anerkennen. Den Auf- 
stand der Haslithaler gegen die Herren von Weißenburg hatten die 
Berner zur Erwerbung des Oberlandes, einen Brudermord in dem 
kvburg-burgdorfischen Grafenhause zur Gewinnung Thuns benutzt, und 
geriethen die benachbarten adeligen Herren in Geldnoth, so kaufte die 
Stadt fleißig Dörfer und ganze Herrschaften. Um den König beküm- 
merte sich Bern soviel als nichts, da die ferngelegene Stadt nicht leicht 
etwas von seiner Unmacht zu fürchten hatte. Als Berns Macht jedoch 
immer mehr zunahm und den Adel mit der Zeit zu verdrängen drohbte, 
verbündete sich dieser im ehemaligen Burgund und griff die Stadt mit 
Uebermacht an. Ihr kamen aber die eidgenössischen Bauern über den 
Brünig zu Hilfe, und die vereinigten Bürger und Bauern besiegten 
1339 bei Laupen unter Rudolf von Erlach das weit überlegene Heer 
des Adels in einer blutigen Schlacht. Zum erstenmale wurde es erhört, 
daß Bürger und Bauern, zu Fuße fechtend, ohne die schwere Rüstung, 
welche den Mann vom Kopf bis zum Fuße in Eisen hüllte, die Ritter- 
macht auf freiem Felde vollständig schlugen. Darum sangen die Bauern 
im Narthale, es werde nicht mehr lange dauern, bis die Königin von
	        
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