276 Deutschland und Italien finken.
Kaiser Wenzel (1378—1400).
Noch weniger als Karl kümmerte sich Wenzel um Deutschlands
Wohl, obgleich es ihm durchaus nicht an Verstand fehlte. Er weilte
die größte Zeit in Böhmen, wo er mit dem Adel, von dem er die Her-
ausgabe der verpfändeten Krongüter verlangte, in blutigen Streit ge-
rieth.; Wenzel blieb Meister und ließ viele Edelleute hinrichten. In
Prag erschlug das Volk 3000 Juden; Wenzel meinte, es sei ihnen Recht
gescheben, und behielt ihr Geld, das auf das Rathhaus gebracht worden
war. Im folgenden Jahre (1390) half er den Judenschuldnern im
ganzen Reiche aus ihrer Noth; denn er erklärte alle Schulden an die
Juden, Kapital und Zins, aufgehoben und verlangte dafür nur 15⅝%
für sich.
Seine eigenen Verwandten ließen sich in Verbindungen gegen ihn
ein und setzten ihn mehrmals gefangen; sein Bruder Sigismund leitete
dies Getriebe. Freilich war Wenzel weder liebenswürdig noch achtungs-
werthz von Natur aus wild steigerte er sich noch durch unmäßigen Ge-
nuß des Weines, und im Zorn und Rausch wurde er seiner nächsten
Umgebung furchtbar. Im Jahre 1396 mußte er seinen Bruder Sigis-
mund zum Reichsstatthalter in Deutschland ernennen; dies verschaffte
ihm jedoch keine Ruhe, sondern er wurde noch einmal gefangen, aber
wieder befreit, und endlich setzten ihn 1400 die Kurfürsten gar als Kai-
ser ab, was er aber nicht gelten ließ und sich fortwährend Kaiser schrieb;
er starb 1419, wahrscheinlich gewaltsamen Todes.
Der Sempacher Arieg (1386 - 1388).
Schlacht bei Sempach (0H. Zuli 1386).
Unter Wenzel machte die Umgestaltung Deutschlands rasche Fort-
schritte; besonders die schweizerische Eidgenossenschaft errang eine Stel-
lung, durch welche sie zu einer gefährlichen Macht für den Adel und
das Haus Habsburg wurde, gegen das sie die Luxemburger gerne be-
nutzten.
Der 1356 zwischen Oesterreich und der Eidgenossenschaft auf 20
Jahre geschlossene Friede war noch nicht ganz abgelaufen, als sich von
beiden Seiten der alte Haß in Feindseligkeiten äußerte. Herzog Leo-
pold gab den Eidgenossen seine Abneigung dadurch zu erkennen, daß er
einzelne Zollstätten gegen sie errichtete, die Luzerner und Schwyzer da-
gegen reizten das Städtchen Sempach, das Thal Entlibuch und die
Bauern in ihrer Nachbarschaft zum Abfalle und verbündeten sich mit
ihnen. Darüber beklagte sich der Herzog bitter und wirklich wollten
auch Bern und Zürich auf solche Weise keinen Krieg anfangen, aber