Das Frankenreich unter Chlodewigs Nachkommen. 51
den gallisch-römischen Provinzialen zerstreut wohnten, wurden von diesen
frübe romanisiert und verschmolzen mit ihnen zu dem neuen Volke der
Franzosen, in welchen das gallische Element vorherrschend geblieben ist;
dieser Gegensatz zwischen deutschen und romanischen Franken trat jedoch
erst grell hervor, als die austrasischen und neustrischen Franken sich dauernd
in geschiedene Reiche theilten.
Chlodewigs Söhne (511—561) dehnen das Frankenreich aus.
Burgund (533).
Die Söhne Chlodewigs folgten dem Beispiele ihres Vaters und
breiteten mit den gleichen Mitteln ihre Herrschaft aus. Ueber die Bur-
gunder regierte (seit 516) Gundobalds Sohn Siegmund, ein katholischer
Fürst von nicht geringer Bildung, der das Gesetzbuch seines Vaters ver-
besserte, sich aber zu seinem Unglücke zu einer Handlung unnatürlicher
Barbarei verführen ließ. Er hatte von seiner ersten Gemahlin Ostro-
gotha, einer Tochter des großen Ostgothen Theodorich, einen Sohn
Namens Sigerich, welcher die zweite Gemahlin Siegmunds, eine Frau
von niederem Stande, verspottete, worauf diese in ihrer Erbitterung
nicht eher ruhte, als bis Sigerich auf des königlichen Vaters Befehl
umgebracht war (522). Siegmund verlor durch diese That mit der
Anhänglichkeit seines Volkes auch die Freundschaft der Ostgothen und
reizte dadurch die drei neustrischen Frankenkönige zum Angriffe, wozu
diese zugleich die altgermanische Pflicht der Blutrache trieb, denn sie
waren durch ihre Mutter Chlothilde Enkel Childerichs, den Siegmunds
Vater Gundobald ermordet hatte. Mit den Ostgothen verbündet griffen
sie den burgundischen König an, der seine Unthat vergebens schmerzlich
bereute; in zwei Schlachten bestegt versteckte sich derselbe in das von ihm
gestiftete Kloster St. Maurice in Wallis, wurde verrathen, ausgeliefert
und mit Weib und Kindern von Chlodemir umgebracht (523). Sein
Bruder Godemar stellte sich jetzt an die Spitze der Burgunder, besiegte
den König Chlodemir und tödtete ihn im Treffen, unterlag aber nach
zehnjährigem Kampfe (533) den zwei andern neustrischen Königen, die
sich in die Herrschaft Burgunds theilten, jedoch die Gesetze und Ein-
richtungen des unterworfenen Landes bestehen ließen. Sie theilten auch
das Land Chlodemirs, ihres getödteten Bruders, ermordeten zwei seiner
Söhne und steckten den dritten in ein Kloster. Childebert I. hatte unter-
dessen noch Gelegenheit gefunden, den Westgothen ihre Besitzungen dies-
seits der Pyrenäen bis auf den Küstenstreifen am Mittelmeere zu ent-
reißen (531).
Chüringen (531).
Auch der Austrasier Dietrich blieb keineswegs müßig; er bekriegte
Hermanfried, den König der Thüringer, welche nach den fränkischen Er-
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