Karls Kriege. 71
Gegen dieses Sachsenvolk zog Karl im vierten Jahre seiner Re-
gierung (772); er eroberte die Eresburg im Süden des Teutoburger
Waldes (Stadtberg an der Diemel), zerbrach die Irminsäule, ein säch-
sisches Nationalheiligthum, und nöthigte die Sachsen zum Frieden. Allein
kaum war er mit der Hauptmacht abgezogen, so empörten sie sich wie-
der, ermordeten die fränkischen Besatzungen und streiften verwüstend über
die Gränzen. Kehrte nun Karl zurück (775, 776), so unterwarfen sie
sich abermals, wie 777 zu Paderborn geschah, und ließen sich zu Tau-
senden taufen. Kaum zog aber Karl über die Pprenäen, so kam der
Sachsenherzog Wittekin, der zu den Dänen entwichen war, zurück, die
Sachsen brachen ihren Schwur und verheerten alles Land bis an den
Rhein und Hessen.
Abermals drang Karl in ihr Land ein, schlug sie 779 bei Bocholt
und verwüstete alles (780) bis zur Elbe; die Sachsen unterwarfen sich
und gelobten Treue. Als er aber ihr Aufgebot gegen die slavischen
Sorben schicken wollte, überfiel dieses unter Wittekin das fränkische
Heer am Süntel und vernichtete es (782). Da ergrimmte Karl; ver-
wüstend durchzog er das Land, warf allen Widerstand nieder und zwang
die Sachsen zur Ergebung; doch diese ließen den Wittekin entwischen,
wofür auf Karls Befehl zu Verden an der Aller 4500 Gefangene ent-
hauptet wurden. Nun loderte aber der sächsische Zorn neu empor; sie
machten ihrem Wodan hohe Gelübde, versprachen ihm Auerochsen, Schafe
und den ganzen Raub, und gelobten ihm alle Gefangenen auf seinem
beiligen Harzberge zu schlachten.
Allein Wodan half nicht; seine Getreuen kämpften bei Detmold
und an der Hase vergebens mit verzweifelter Wuth, die Streiter des
Christengottes siegten (783). Die zwei folgenden Jahre wiederholte
Karl seine Verwüstungszüge, und endlich entsagten Wittekin und Alboin,
der Anführer der Ostfalen, aller Hoffnung, unterwarfen sich Karlu und
nahmen die Taufe; die andern Häuptlinge folgten dem Beispiele und
der Widerstand schien erloschen.
Unterwerfung der Sachsen (804).
Aber 793 machte sich der nationale Haß gegen Karl und die Franken
blutig Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden;
der Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und
nicht weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten.
mußten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wieder-
holte; 10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden
und ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah
dieselben mit Besatzungen. Mit dem Jahre 804 war der Sachsenkrieg
zu Ende; einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch