Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

26 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
er bereits gethan hatte, wenn er der Kirche treu bleiben wollte, zumal 
einzelne Fürsten ihn rurch ihre Ausdrücke gegen das Frohnleichnamsfest 
(„dergleichen Menschensatzung, gottlose, ungereimte menschliche Anordnung, 
tödtliches, schädliches Gift" 2c.) beleidigt hatten. Als nun in Folge des 
Reichstagsabschiedes das Kammergericht gegen die Protestanten, welche 
fortwährend auf das Kirchengut griffen, einschritt, schloßen diese das 
Bündniß zu Schmalkalden (Dez. 1530; förmlicher Abschluß 27. Febr. 
1531; die Verbündeten waren 7 Fürsten, 2 Grafen, 24 Städte) und 
rüsteten sich zum Kriege. Zu gleicher Zeit bewiesen sich auch katholische 
Stände feindselig gegen Karl, weil er die Wahl seines Bruders Fer- 
dinand, welcher Böhmen und Ungarn (in welchem die Türken hausten) 
erworben hatte, zum römischen König, d. h. zum Reichsregenten während 
Karls Abwesenheit, eifrig zu bewirken strebte. Der König von Frank- 
reich stachelte die Protestanten und hatte ihnen bereits 100,000 Gulden 
zugeschickt, und da auch Sultan Solyman nur auf einen deutschen Krieg 
wartete, so zog es der Kaiser vor, den sogenannten Nürnberger 
Frieden (1532) abzuschließen. Darin versprach man sich jedes Angriffs 
zu enthalten und das allgemeine Koncil abzuwarten, welches der Kaiser 
eifrig betrieb; unterdessen soll der Rechtstrieb wegen der Stiftsgüter ein- 
gestellt sein; der Stillstand geht aber nur diejenigen Stände an, welche 
das augsburgische Bekenntniß bereits unterschrieben haben, nicht diejeni- 
gen, welche jetzt erst unterschreiben wollen. Das war also eine Art 
Waffenstillstand; Sultan Solyman aber verglich um diese Zeit die deut- 
schen Fürsten den Füchsen des Simson, mit denen dieser die Weinberge 
und Fruchtfelder der Philister in Brand steckte. 
Die Reformation in der Schweiz. 
Ulrich Zwingli in Zürich (1519—1531). 
In der Schweiz fand die deutsche Reformation ein augenblickliches 
Echo und die Erschütterung des Bundesstaates, der längst nur dem Namen 
nach zum Reiche gehörte, war eine ebenso heftige, als die des Reiches. 
Hier war es Magister Ulrich Zwingli, welcher 1519 in der Stadt 
Zürich zu reformieren begann. Er war wie Luther in den alten Spra- 
chen gelehrt, von unermüdlicher Thätigkeit, Meister in Wort und Schrift, 
aber ein Republikaner, dem der leidende Gehorsam, welchen Luther den 
Unterthanen predigte, nichts weniger als eine christliche Pflicht erschien. 
In Zürich fand er für seine Lehre denselben Boden wie Luther in Deutsch- 
land, und wie die Reformation in Deutschland fortschritt, so richteten 
auch Zwingli und der Rath in Zürich ihren Gang. Im Jahre 1523 
schrieb der Rath eine Disputation aus, in welcher bewiesen werden 
sollte, ob Zwingli mit seinem Reformieren Recht habe oder nicht. Es
	        
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