Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Schlacht bei Kappel. 29 
mit Luzern und Schwyz Schirmorte des Stifts St. Gallen waren, ver- 
kauften dasselbe um ein Spottgeld an die Stadt St. Gallen. Die ka- 
tholischen Kantone protestierten und wurden nicht gehört, man forderte 
im Gegentheil von ihnen, sie sollen auch in ihrem Lande das Evange- 
lium frei predigen und Disputationen abhalten lassen. Das wollten 
sie nicht; Zwingli rieth zu raschem Kriege (seine kriegerischen Entwürfe 
find noch handschriftlich auf dem Züricher Rathhause erhalten), Bern 
und Zürich gedachten aber die Hirtenkantone allmählig mürbe zu machen 
und sperrten ihnen die Zufuhr an Korn und Salz. Vergebens predigte 
Zwingli, daß sie dadurch nur den Krieg später herbeiführten; hätten sie 
das Recht die Bergkantone auszuhungern, so hätten sie auch das Recht 
sie zu bekriegen, und jetzt sei der Zeitpunkt günstiger als im Herbste, 
jetzt könne man den kleinen Kantonen nehmen, was sie zu viel Recht 
hätten. Die Städte blieben bei ihrer Sperre, und als die Hirten im 
Herbste mit ihrem Vieh von den Alpen gefahren waren, rückten sie mit 
ihren Bannern aus und sandten Zürich den Absagebrief. Die Züricher 
zogen ihnen über den Albis entgegen auf die Hochebene bei Kappel, 
ohne Ordnung und Begeisterung, auch der Zahl nach viel schwächer. 
Dennoch ließen sie sich in ein Treffen ein; „druckend tapfer nach, ihr 
alten Christen,“ scholl es aus dem Schlachthaufen der Bergleute, und die 
Züricher wurden mit einem Verluste von mehr als 400 Bürgern in die 
Flucht getrieben. Auch Zwingli blieb auf dem Schlachtfelde; er lag 
schwer verwundet auf dem Gesichte (wie die Augenzeugen melden), als 
ihn die feindlichen Krieger auffanden und fragten, ob er beichten wolle; 
er schüttelte mit dem Kopfe und wurde von einem Unterwaldner durch- 
stochen, sein Leichnam aber zerrissen und verbrannt. Nach dieser Niederlage 
kamen die Berner und reformierten Landschaften den Zürichern zu Hilfe 
und standen den Katholischen bei Baar unweit Zug mit großer Ueber- 
macht gegenüber. Diese überfielen aber (21. Oktober) eine Heeresabthei- 
lung nächtlicher Weile auf der Höhe des Gubels und rieben sie auf. 
Nun wurde abermals ein Friede geschlossen, denn das unzufriedene Land- 
volk zwang Zürich und Bern hiezu, in welchem die Städte versprechen 
mußten, die Katholiken „bei ihrem wahren christlichen Glauben unarguiert 
und undisputiert zu lassen“, die einseitig aufgehobenen Klöster wieder- 
herzustellen und in den gemeinsamen Vogteien den Unterthanen die freie 
Wahl des Glaubens zu gestatten. Jetzt wurde Solothurn wieder ka- 
tholisch, ebenso viele Leute in den gemeinschaftlichen Vogteien, die Klöster 
wurden in diesen wieder hergestellt, und der Abt von St. Gallen durfte 
wieder in sein halbzerstörtes Stift zurückkehren. Dieser Kappeler 
Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in der deutschen 
Schweiz.
	        
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