42 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
land, wo die Mannschaft der oberdeutschen Städte unter Schertlin von
Burtenbach, einem kriegserfahrenen Hauptmann der Landsknechte, zu
ihnen stieß. Nun sprach der Kaiser die Acht über den Kurfürsten und
den Landgrafen aus (20. Juli), nicht weil sie Protestanten waren, den
Punkt der Religion sollte das Koncil entscheiden, sondern er verhängte
die Acht über sie als ungehorsame Reichsstände, und dies machte die
beiden Herren stutzen, weil sie an Herzog Ulrich von Wirtenberg dachten.
In den Bewegungen des protestantischen Heeres trat in Folge davon
Schwankung und Ungewißheit ein; Schertlin wollte rasch angreifen, so
lang der Kaiser noch keine Macht beisammen habe, die der schmalkaldi-
schen gewachsen sei, allein ihm wurde von dem Landgrafen grob wider-
sprochen, was derselbe am andern Tage mit Trunkenheit entschuldigte.
Endlich rückten sie gegen den Katser, der sich bei Ingolstadt verschanzt
hatte, und kanonterten aus der Ferne auf sein Lager. Auch hier rieth
Schertlin zu einem Sturme, wie er so manchen mit den Landsknechten
gegen Franzosen, Italtener, Schweizer und Türken früher ausgeführt
hatte; aber vergebens. Unterdessen verstärkte sich der Kaiser und brach
in Schwaben ein. Bei Gingen erfocht er durch einen gut angelegten
Hinterhalt einen kleinen Vortheil, und gleichzeitig erhielt Johann Frie-
drich die Nachricht, sein Vetter Moriz sei in Kursachsen eingefallen.
Moriz war von der sächsisch-albertinischen Linie, Johann Friedrich von
der ernestinischen, welcher die Kurwürde gehörte. Beide Vettern waren
schon lange mit einander im Streite; auf dem Regensburger Reichstage
hatte Karl den ehrgeizigen Moriz vollständig gewonnen, indem er ihm
die Kurwürde und einen Theil der Besitzungen Johann Friedrichs zu-
sicherte, auch versprach, daß den Protestanten jedenfalls die Priesterehe,
der Kelch und Luthers Lehre von der Gnadenwahl verbleiben solle.
Während nun Johann Frledrich nach Süden gegen den Kaiser vorrückte
und dafür in die Acht fiel, überzog Moriz sein Land, indem er die Ein-
wohner wegen der Religionsgefahr beruhigte und als Grund seines
Einschreitens angab, daß sonst die sächsischen Länder von König Ferdi-
nand besetzt würden. Da eilte Johann Friedrich mit seinem Heere schnell
nach Sachsen zurück, trieb seinen ungetreuen Vetter hinaus und bemäch-
tigte sich auch des größten Theiles von dessen Landen. Aber das Bun-
desheer, das bisher den Kaiser im Schach gehalten hatte, lief im Herbste
noch auseinander und überließ die südlichen Genossen des schmalkaldischen
Bundes dem Kaiser. Diese geriethen in große Angst, und die starken
Städte wagten es nicht mehr zu trotzen. Die Ulmer Rathsherren baten
fußfällig und in spanischer Sprache um Gnade, lieferten ihr Geschütz
aus und, bezahlten 100,000 Goldgulden Strafe. Auch Augsburg, das
Schertlin vertheidigen wollte, ergab sich auf ähnliche Bedingungen, und
so eine Stadt nach der andern, so daß Karls Kasse sich unverhofft zur