44 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
abtrünnigen Städte und Herren und vernichtete die Briefe, welche die
Böhmen von früheren Herrschern ertrotzt hatten. Noch widerstand Mag-
deburg, die feste und reiche Stadt; die Belagerung übertrug Karl
Morizen, welchem er schon auf dem Regensburger Reichstage die (früher
erzbischöfliche) Oberherrschaft über die Stadt als einen Theil des Preises
für seinen Verrath an Johann Friedrich zugesichert hatte. Moriz stellte
sich, als wolle er den Auftrag vollziehen; der Kaiser ging hierauf nach
Oberdeutschland, um dem Koncilium näher zu sein, welches der Papst,
weil in Trient eine Krankheit ausgebrochen war, nach Bologna ver-
legt hatte, dessen Rückverlegung nach Trient aber Karl eifrig betrieb.
Das Augsburger Interim (1548).
Im Februar 1548 hielt Karl einen glänzenden Reichstag zu Augs-
burg. Er hatte allen Widerstand niedergeschlagen und nun bequemten
sich auch die Protestanten zu dem Versprechen, sich dem Koncil zu un-
terwerfen, wenn es erst wieder nach Trient zurückverlegt wäre und alle
Punkte noch einmal berathen würden. Jetzt wollte der Kaiser auch in
das kirchliche Reformationswerk eingreifen, weßwegen er ein neues In-
terim, das Augsburger, gab (15. Mai), bei dessen Abfassung auf
katholischer Seite besonders der öfters genannte Pflug, von protestan-
tischer Agrikola thätig waren. Es gestand den Protestanten die Prie-
sterehe zu, den Kelch und die Gnadenwahl in einer gemilderten Fassung.
Doch die katholischen Stände nahmen es nicht an, auch der Papst ver-
warf es, es blieb also auf die Protestanten beschränkt, von denen es
einige unbedingt annahmen, andere nach der Fassung, die ihm der alte,
gebeugte Melanchthon gab (Leipziger Interim), wodurch „Unevange-
lisches“ hinsichtlich des Glaubens zurückgewiesen, der größte Theil des
katholischen Kultus als gleichgültig (adiaphora) zugestanden wurde. Des
Papstes und der Bischöfe Gewalt wolle man anerkennen, wenn sie die-
selbe nicht zur Zerstörung, sondern zur Erbauung der Kirche gebrauchen.
Die Protestanten murrten auch dagegen und es ging ein Spruch um:
„wahr' dich vor dem Interim, es hat den Schalk hinter ihm.“ Doch
ward der Eifer der Katholiken und Protestanten gegen Karls Eingreifen
in die Religionsangelegenheiten bald ein überflüssiger, indem der Kaiser
von einer Seite her überfallen wurde, von der er es nicht von ferne
erwartet hatte.
Moriz überfällt Maiser und Roncil. Paffauer Vertrag (1552).
Moriz belagerte Magdeburg zum Scheine und machte unterdessen
(5. Oktober 1551 zu Friedewalde in Hessen) einen Bund mit dem
Markgrafen Joachim von Brandenburg-Küstrin, dem Herzog von Meck-
lenburg, den Söhnen des gefangenen Landgrafen, dem Markgrafen von