46 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
Trankreich nimmt zetz, Tull (Loul), Verden (Verdun) weg.
Moriz, der Verräther an seinen Blutsverwandten und Glaubens-
genossen, der Verräther an dem Kaiser, war auch ein Verräther an dem
deutschen Vaterlande; für seine Hilfe gegen den Kaiser hatte er Hein-
rich II. Metz, Toul, Verdun und Kambrat versprochen, die stärksten
Festungen Lothringens, die Bollwerke der deutschen Rheinlande. Und
dieser König Heinrich II. war mit dem alten Solyman verbündet, so
daß der Kaiser gleichzeitig von Moriz, dem französsischen Könige und
dem türkischen Sultane angegriffen wurde; eine französisch-türkische Flotte
erschien vor Neapel! Heinrich nahm die Städte, die er sich ausbedun-
gen hatte, rasch weg (in Metz wirkte das Domkapitel in französischem
Sinne) und ließ eine Proklamation ausgehen, in welcher er den Deutschen
von seiner Uneigennützigkeit und seiner Achtung vor ihnen die bündigsten
Versicherungen gab und betheuerte, daß er nur für die deutsche Fretheit
einschreite. Auch Straßburg sollte an ihn verrathen werden, was
jedoch die deutsche Gesinnung der Bürger verhinderte. Als der Passauer
Vertrag abgeschlossen war, bewies der Kaiser den Fürsten das Bündniß
Morizens mit dem Könige von Frankreich und das der Franzosen mit
dem Sultan, und das bewirkte denn doch so viel, daß Moriz nach Un-
garn gegen die Türken zog, Karl aber einige Unterstützung zu seinem
Kriege gegen den Pariser Vertheidiger der deutschen Freiheit erhielt.
Noch im Herbste zog der Kaiser nach Lothringen; er schlug die Fran-
zosen (d. November) aus dem Felde und belagerte Metz mit aller An-
strengung. Aber der Herzog von Guise vertheidigte die wichtige Stadt
ebenso tapfer; es fiel ein abscheuliches Wetter ein, die Landsknechte ver-
sanken fast im Koth und die Stadt blieb unerobert, so sehr Karl in
Gichtschmerz und Franzosenhaß tobte. Er mußte (Ende Dezember) ab-
ziehen und deutsche Städte dem Sohne des Mannes lassen, den er als
Gefangenen von Pavia nach Spanien geführt hatte. Vergebens sagte
Karl den Deutschen, der Franzose sei gefährlicher für Deutschland als
der barbarische Türke, und wenn der eine Straßburg, der andere Wien
belagerte, so würde er zuerst nach Straßburg und dann erst nach Wien
ziehen; vergebens prophezeite er ihnen, Frankreich werde zuerst Lothrin=
gen und dann das Elsaß wegnehmen; vergebens ermahnte er die Reichs-
stände, eine von ihnen beaufsichtigte Reichskasse zu gründen — er predigte
tauben Ohren.
Morizenes Tod (11. Juli 1553).
Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, der mit
Mortz die protestantischen Fürsten verrathen und dann mit ihm gegen
den Kaiser den Ueberfall von Innsbruck unternommen hatte, wollte von
dem Passauer Frieden nichts wissen, sondern benutzte die glücklich er-