Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

106 Neunundzwanzigstes Kapitel 
ich das Blatt nicht umsonst haben wollte und annehmen konnte, 
daß der Redakteur ein Interesse an dem Ertrage habe, so schickte 
ich nach Ablauf eines Jahres ihm den ungefähren Betrag von 
Abonnement und Porto, da die Frankensumme sich in Thalerscheinen 
nicht genau ausdrücken ließ, etwas mehr, und schrieb ihm dabei, 
ich freute mich, zu sehen, daß er den in Genua eingenommnen 
Standpunkt festhalte. (So dem Sinne nach, der Worte erinnere ich 
mich nicht mehr.) Nach Ablauf des zweiten Jahres, während dessen 
ich in das Ministerium gekommen war, schickte ich ihm ohne weitere 
Bemerkung das Abonnement. Bald nachher hörte die Zusendung 
auf; weshalb, weiß ich natürlich nicht. Das Blatt bestand noch 
mehrere Jahre fort. Bismarck-Bohlen, der mit Stieber nach dem 
Blindschen Attentat ein Überwachungsbüreau eingerichtet hatte, be- 
klagte sich einmal gegen mich, daß es schwer sei, über das Treiben 
in der Schweiz Auskunft zu erhalten. Ich riet ihm, den Vorboten, 
den er nicht kannte, kommen zu lassen, was er that, und ich habe 
aus Nummern, die ich bei ihm fand, ersehen, daß Becker später in 
die internationale Richtung geraten ist. Marx will sich darüber 
amüsiert haben, daß in dem Vorboten Beiträge von mir aufgeführt 
seien. Ich erinnere mich, in dem Blatte zuweilen eine Art von 
Rechnungslegung gesehen zu haben, habe dieselbe aber niemals durch- 
gelesen und kann die Marxsche Angabe nicht mehr verifizieren, da 
ich das Blatt nicht bewahrt habe. " 
„Politische Leidenschaft korrumpiert auch einen Menschen, den 
alle, die ihn persönlich kennen, als veinen ehrlichen, gutmütigen 
Kerle schildern. Becker, dem ich in der Not geholfen, der sehr gut 
wußte, weshalb ich ihm eine gewisse Sympathie ausgedrückt hatte, 
mischte sich 1878 auch in die Marx-Hatzfeldtsche Hetze und bezeugte, 
daß ich ihm ermunternd geschriebene hätte. Die Moral davon ist, 
daß man litterarische Zusendungen, die einem gratis gemacht werden, 
nicht bezahlen soll. 
„Und damit genug für heute. 
Der Ihrige 
Bucher." 
Dabei befand sich ein mit Bleistift geschriebnes Billet Buchers, 
das sich auf das „Konvolut“ bezog. Es lautete: „Im November
	        
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