286 Dreiunddreißigstes Kapitel
Mein Vater war 1783 bei Leib-Carabinier eingetreten und
hat noch die Ehre gehabt, Friedrich dem Großen bei der Revue
als Junker vorgestellt zu werden, bei welcher Gelegenheit der große
König geruht hat, ihm das Beispiel seines Großvaters, des bei
Czaslau gebliebnen Majors von Bismarck (von damals vacant von
Schulenburg, später Bayreuth-Dragonern) in gnädig anerkennender
Weise als Muster vorzuhalten. Diese und viele andre aus dem
Munde meines Vaters überkommende lebendige Mittheilungen aus
der großen Zeit, welche das vor mir stehende Kunstwerk ver—
gegenwärtigt, und zu denen ich eine wohlerhatene Reihe von
Briefen meines Großvaters aus den Feldlagern des Siebenjährigen
Krieges rechnen kann, bilden die dauernden Eindrücke meiner Kind—
heit, und ich habe es jederzeit bedauert, daß es mir nach dem
Willen meiner Eltern nicht erlaubt war, lieber vor der Front als
hinter dem Schreibtische meine Anhänglichkeit an das angestammte
Königshaus und meine Begeisterung für die Größe und den Ruhm
des Vaterlandes zu bethätigen. Auch heut, nachdem Eurer Majestät
Gnade mich zu den höchsten staatsmännischen Ehren erhoben hat,
vermag ich das Bedauern, ähnliche Stufen nicht als Soldat mir
erstritten zu haben, nicht ganz zu unterdrücken. Verzeihn Eure
Majestät am Heiligen Abend einem Manne, der gewohnt ist, an
christlichen Gedenktagen auf seine Vergangenheit zurück zu blicken,
diese Aussprache persönlicher Empfindungen. Ich wäre vielleicht ein
unbrauchbarer General geworden, aber nach meiner eignen Neigung
hätte ich lieber Schlachten für Eure Majestät gewonnen, wie die
Generäle, die das Denkmal zieren, als diplomatische Kampagnen.
Nach Gottes Willen und nach Eurer Majestät Gnade habe ich
die Aussicht, in Schrift und Erz genannt zu werden, wenn die
Nachwelt die Erinnerung an Eurer Majestät glorreiche Regierung
verewigt. Aber die herzliche Anhänglichkeit, die ich, unabhängig
von der Treue jedes ehrlichen Edelmannes für seinen Landes—
herrn, für Eurer Majestät Person fühle, der Schmerz und die
Sorge, die ich darüber empfinde, daß ich Eurer Majestät nicht
immer nach Wunsch und nicht mehr mit voller Kraft dienen kann,
werden in keinem Denkmal Ausdruck finden können; und doch ist es
nur dieses persönliche Gefühl in letzter Instanz, welches die Diener
ihrem Monarchen, die Soldaten ihrem Führer, auf Wegen wie