Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

Dreiunddreißigstes Kapitel 287 
Friedrich II. und Eure Majestät nach Gottes Ratschluß gegangen 
sind, in rücksichtsloser Hingebung nachzieht. Meine Arbeitskraft 
entspricht nicht mehr meinem Willen, aber der Wille wird bis zum 
letzten Athem Eurer Majestät gehören. 
v. Bismarck. 
Der Brief Friedrich Wilhelms IV. (vgl. oben Seite 279 A. 2) 
war ebenfalls (in Nr. 13) abgedruckt worden; und alle wurden 
von vielen andern Blättern reproduziert. 
Ich schalte hier zunächst die übrigen Briefe Bismarcks an 
Wilhelm I. ein, die ich auf seinen Wunsch abschrieb. 
41 
Varzin, 13. August 1875. 
Eurer Majestät huldreiches Schreiben vom 8. c. aus Gastein 
habe ich mit ehrfurchtsvollem Danke erhalten und mich vor allem 
gefreut, daß Eurer Majestät die Kur gut bekommen ist, trotz allen 
schlechten Wetters in den Alpen. Den Brief der Königin Victoria 
beehre ich mich wieder hinzuzufügen; es wäre sehr interessant ge- 
wesen, wenn Ihre Majestät sich genauer über den Ursprung der 
damaligen Kriegsgerüchte ausgelassen hätte. Die Quellen müssen 
der hohen Frau doch für sehr sicher gegolten haben, sonst würde 
Ihre Majestät Sich nicht von neuem darauf berufen, und würde 
die englische Regierung auch nicht so gewichtige und für uns so 
unerfreuliche Schritte darangeknüpft haben. Ich weiß nicht, ob 
Eure Majestät es für thunlich halten, die Königin Victoria beim 
Worte zu nehmen, wenn Ihre Majestät versichert, es sei Ihr „ein 
Leichtes, nachzuweisen, daß Ihre Befürchtungen nicht übertrieben 
waren.“ Es wäre sonst wohl von Wichtigkeit, zu ermitteln, von 
welcher Seite so „kräftige Irrthümer“ nach Windsor haben befördert 
werden können. Die Andeutung über Personen, welche als „Ver- 
treter" der Regierung Eurer Majestät gelten müssen, scheint auf 
Graf Münster zu zielen. Derselbe kann ja sehr wohl, gleich dem 
Grafen Moltke, akademisch von der Nützlichkeit eines rechtzeitigen 
Angriffs auf Frankreich gesprochen haben, obwohl ich es nicht weiß 
und er niemals dazu beauftragt worden ist. Man kann ja sagen, 
  
1 Bismarck-Jahrbuch IV, 35 ff.
	        
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