Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

29. Juli 1881 Achtundzwanzigstes Kapitel 49 
beigefügt hatte, zugestellt wurde. Der Comte reiste mit dem Schrift— 
stück ab, und das erste, was er bei seiner Ankunft am Goldnen 
Horne that, war, daß er einen deutschen Handwerker um eine statt— 
liche Summe Geldes beschwindelte. Bald folgten ähnliche Streiche. 
Dieselben kamen Werther zu Ohren, der sich vermutlich schon ge— 
wundert hatte, daß der Franzose vom Auswärtigen Amte in Berlin 
und nicht von dem in Paris oder vom französischen Gesandten in 
Berlin Empfehlungen nachgesucht und erhalten hatte. Er meldete 
die Schwindeleien nach der Wilhelmstraße, und dort schrieb man 
an das Auswärtige Amt in Paris und bat um Auskunft. Diese 
erfolgte und lautete ungefähr folgendermaßen: Der Comte de Jolivar 
ist kein Comte, sondern nur Chevalier, und zwar ein chevalier 
d'industrie, der, wie die Dossiers der Polizei nachweisen, schon 
wiederholt wegen détournement und escroquerie verurteilt und ein— 
mal auch wegen Fälschung angeklagt worden, hierbei jedoch mit 
einem blauen Auge davongekommen ist. „Tableau im Zimmer 
unsers Herrn Staatssekretärs!“ — Hatzfeldt, der jetzt seinen Posten 
als Nachfolger Bülows angetreten hat, wurde von Bucher als 
„coulanter Vorgesetzter“ gelobt. Von Bunsen sagte Bucher, er habe 
für die sezessionistische Tribüne geschrieben, wobei er auf die Kon— 
troverse hinwies, die er mit jenem in der letzten Zeit in der Nord- 
deutschen Allgemeinen Zeitung durchgefochten habe. 
Am 29. Juli erhielt ich von Bucher folgendes Billet: 
„1. Können Sie die Anlage in dem Daily Telegraph oder 
sonst in einem englischen Blatte unterbringen und einen Ausschnitt 
an den Chef schicken? 
„2. Hierbei der Entwurf des Artikels über den Handelsvertrag, 
dessen Eingang Sie werden ändern müssen. Die zweite Ausgabe 
von Bonamy Price, die ich aus Baden erhalten habe svon wo 
ihm auch die Sophisms of Free-Trade, die er mir für die „Charak- 
teristik des Manchestertums“ geschickt hatte, zugegangen waren], hat 
den Brief von Chevalier nicht. Ich habe Ascher beauftragt, die 
erste zu beschaffen, auf meine Rechnung zu setzen und Ihnen zu- 
zuschicken. Der Ihrige 
Br.“ 
Die Anlage zu 1 lautete: „Dem Vernehmen nach hat sich in 
Rußland eine aus entschlossenen kaisertreuen Mitgliedern bestehende 
Sxs#, Tagebuchblätter III 4
	        
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