Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

110 Viertes Kapitel 25. August 
zu lauten, wo der Kaiser, keineswegs ohne Bedenken schon wegen 
der ins Auge gefaßten Maßregel, uns wohlwill, und die Großfürstin 
Helene uns ihre thätige Sympathie zugewandt hat. Wir bleiben 
bei unsrer Absicht, die von der Notwendigkeit, die süddeutschen Länder 
endlich einmal durch Erzwingung von Gebietsabtretungen vor Frank— 
reichs Anfällen sicher zu stellen und auf diese Weise unabhängig 
von der französischen Politik zu machen, eingegeben ist, und deren 
Ausführung, wenn die Sache erst in die Offentlichkeit gedrungen 
ist, von dem nationalen Gefühl ohne Zweifel mit einer Energie ge- 
fordert werden wird, der schwer zu widerstehen sein würde. Der 
Kaiser Alexander soll durch die genannte Großfürstin davon in 
Kenntnis gesetzt werden. 
Man berichtet von den Truppen vor uns allerhand Empörendes 
über die Franctireursbanden, die sich gebildet haben. Ihre Uni- 
formierung ist derart, daß man in ihnen kaum Soldaten erkennt, 
und was sie an Abzeichen tragen, die sie als solche kenntlich machen, 
können sie leicht ablegen. Ein solcher Bursch liegt, während ein 
Reitertrupp von uns die Straße daherkommt, anscheinend sich sonnend 
am Graben, neben einem Gehölz. Sind die Leute vorbei, feuert 
er sein Gewehr, das er in der Zwischenzeit im nahen Gebüsch ver- 
borgen gehalten, auf sie ab und läuft in den Wald, aus dem er, 
der Wege kundig, ein Stück weiterhin als harmloser Blusenmann 
wieder herauskommt. Ich sollte fast meinen, das wären keine Vater- 
landsverteidiger, sondern Meuchelmörder, die man ohne viel Feder- 
lesens henken sollte, wenn man ihrer habhaft würde. 
Bei Tische gehört Graf Seckendorf, Adjutant im Generalstabe 
des Kronprinzen, zu den Gästen. Man spricht von dem unter die 
Bayern gegangnen Augustenburger, und zwar nicht vorteilhaft. — 
(Das Urteil lief ungefähr auf die Außerung hinaus, die einige 
Monate später ein wohlgesinnter Freund, der damals als Professor 
in Kiel lebte, ) in einem Briefe an mich that: „Wir alle wissen, 
daß er nicht zum Verrichten von heldenmütigen Thaten geboren ist. 
Dafür kann er nicht. Es ist ein Familienzug, wenn ers mehr mit 
dem zähen Abwarten, mit dem Aussehen nach den Wundern hält, 
die sein Erbrecht für ihn verrichten soll. Aber daß ers mit dem 
  
*) Nöldeke.
	        
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