Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

112 Viertes Kapitel 26. August 
Der Chef erzählte: „Vorige Nacht fragte ich die Schildwache 
draußen vor der Thür, wie es ihr ginge, und wie es mit dem Essen 
stünde, und da erfuhr ich, daß der Mann seit vierundzwanzig 
Stunden nichts gegessen hatte. Da ging ich hinein und suchte die 
Küche und schnitt ihm einen tüchtigen Knust Brot herunter und 
trugs ihm hinaus, was ihn sehr vergnügt zu stimmen schien.“ 
Als dann von Hatzfeldts Präfektur die Rede auf andre Präfekten 
und Kommissarien in spe kommt, und jemand bei dem einen und 
dem andern Namen, der dabei genannt wird, Zweifel an der Be— 
fähigung von dessen Träger äußert, bemerkt der Minister: „Unsre 
Beamten in Frankreich mögen immerhin ein paar Dummheiten be— 
gehen, die werden morgen vergessen; wenn nur im allgemeinen 
energisch regiert wird.“ 
Man spricht von den Telegraphenlinien, die so rasch hinter uns 
entstehen, und es wird erzählt: Die Telegraphisten, denen ihre Stangen 
weggeschleppt und ihre Drähte durchschnitten worden seien, ver— 
langten von den Bauern, daß sie des Nachts bei der Leitung Wache 
hielten. Die wollten aber nicht, auch als man ihnen Bezahlung 
dafür anbot. Zuletzt versprach man ihnen, daß jede Stange den 
Namen dessen erhalten sollte, der bei ihr gewacht habe, und diese 
Spekulation auf die französische Eitelkeit glückte: die Kerls mit den 
langen Zipfelmützen hielten die ganze Nacht getreulich Wache, und 
es gab keine Beschädigungen mehr.“ 
Freitag, den 26. August. Es heißt, daß wir heute noch 
weiter gehn, und zwar nach Saint Menehould, wo unfre Truppen, 
wie ich diesen Morgen nach Deutschland telegraphierte, achthundert 
Mobilgarden gefangen genommen haben. Jene bevorstehende Wen- 
dung der Reise berichtet Taglioni, der uns beiläufig gestern beim 
Frühstück mit vorzüglich schönem Kaviar bewirtete, den er, wie ich 
glaube, vom dicken Borck hatte. Früh einen Artikel über die Frank- 
  
worauf sie die Erde unter ihm auszuheben begannen, bis er aufwachte.“ Verdy 
und Bronsart von Schellendorf standen unmittelbar dabei. Graf Kutusow war bei 
seinen deutschen Kameraden sehr beliebt, „ein ehrlicher Soldat ohne persönliche 
Eitelkeit,.“ sagt Bismarck von ihm, Gedanken und Erinnerungen II, 108 f. 
Siehe auch S. 105. 
1 Dasselbe sah Verdy auf der Fahrt von Pont a Mousson nach dem 
Schlachtfelde des 16. August. I, 86.
	        
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