28. August Viertes Kapitel 121
auf bewaldetem Hügel das Dorf Faucoix, noch weiter rechts tauchten
andre einzelne Höhen auf, hinter und über denen in lichtblauer
Ferne das hochgelegne Städtchen Montfaulcon sichtbar war. Mehr
nach Osten hin läuft eine zweite Chaussee über die Fläche im Vorder-
grunde nach Verdun. Noch weiter rechts im Halbkreise sah man
neben einem Lager von Sachsen die Straße nach Bar le Duc vorbei-
gehen, auf der noch Truppen heranzogen. Ihre Bajonette blinkten
in der Abendsonne, und man hörte den durch die Ferne gedämpften
Schall ihrer Trommeln.
Geraume Zeit saßen wir vor dem anmutigen Bilde, das von
Westen her vom Abendlicht übergossen war, und sahen den Schatten
der Berge zu, die langsam über die Felder hinwuchsen, bis alles
dunkel war. Auf dem Rückwege thaten wir noch einen Blick in die
Kirche des heiligen Didier, in der sich jetzt Hessen einquartiert hatten,
die im Chor vor dem Altar auf Stroh lagerten und sich an der
ewigen Lampe — gewiß ohne sich etwas Unrechtes dabei zu denken,
denn es waren harmlose Leute — ihre Tabakpfeifen anzündeten.
Sonntag, den 28. August, als wir aus den Betten stiegen,
troff ein breiter sanfter Landregen vom aschgrauen Himmel hernieder,
bei dem man sich an Goethe hätte erinnern können, der im Sep-
tember 1792 nicht fern von hier bei schrecklichem Wetter in Schlamm
und Kot die Tage vor und nach der Kanonade bei Valmy mit-
erlebte. Ich ging zu General Sheridan, der im Hinterzimmer der
Apotheke des Ortes ein Unterkommen gefunden hatte, und über-
brachte ihm im Auftrage des Chefs die Pall Mall Gazette. Dann
wurde nach Sachsen gesucht, die Bericht über den 18. erstatten
konnten, aber es waren anfangs nur noch einzelne Soldaten zu
finden, die keine Zeit zu Mitteilungen hatten. Endlich stieß ich von
ungefähr auf einen Landwehroffizier von ihnen, in dem ich den
Gutsbesitzer Fuchs-Nordhof aus Möckern bei Leipzig vor mir hatte.
Er wußte auch nicht viel Neues zu erzählen. Die Sachsen hätten
vorzüglich bei Sainte Marie aux Cheénes und Saint Privat ge-
fochten und hier die etwas in Unordnung geratne Garde vor schließ-
licher Deroute bewahrt; die Freiberger Jäger hätten mit Gewehr
zur Attacke rechts ohne einen Schuß zu thun die Stellung der
Franzosen genommen; das Leipziger Regiment (die Hundertund-
siebner) hätte besonders viele Mannschaften und fast alle seine Offi-