Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

30. August Fünftes Kapitel 133 
Man sieht jetzt deutlich die Geschütze feuern. Im Städtchen 
scheint es nach der dunkeln Rauchwolke, die über ihm steht, zu 
brennen, und bald darauf geht auch in dem Dorfe oder Gute am 
Walde über der Pappelchaussee wallender Qualm auf. 
Das Schießen legte sich jetzt etwas. Erst war es in der Nähe 
des Städtchens, dann zog es sich nach links hinauf, zuletzt erfolgten 
auch Schüsse aus dem Walde auf der Thalsohle, wahrscheinlich von 
Seiten der bayrischen Artillerie, die vorher an uns vorüber gefahren 
war. Eine Zeit lang hielten im Vordergrunde des Bildes zu unfrer 
Linken hinter einem Dorfe, das etwas tiefer als unser Standpunkt 
lag, und das die Karte Sommauthe nannte, ein bayrisches 
Kürassier= und ein Chevaulegerregiment. Ungefähr um vier Uhr 
brach diese Reiterei auf, galoppierte auf das Gehölz drunten zu 
und verschwand darin. Etwas später stiegen andre Reiter — wenn 
ich mich recht erinnere, waren es Ulanen — von der Chaussee 
hinter der Stelle, wo die Wagen hielten, in die Senkung, über der 
wir zuerst Kanonenfeuer und Shrapnells gesehen hatten, hinab, um, 
wie es schien, auf Stonne weiter zu gehen. Am Saume des Waldes 
über dem brennenden Dorfe vor uns zur Linken wurde dem Anscheine 
nach noch einmal heftig gekämpft. Einmal gab es ein starkes Auf- 
leuchten, dem ein dumpfer Knall folgte. Vermutlich war ein Mu- 
nitionswagen aufgeflogen. Es hieß, daß seit einiger Zeit auch der 
Kronprinz in das Gefecht eingegriffen habe. 
Es wollte dämmern. Der König saß jetzt auf einem Stuhle, 
neben dem man, da ein scharfer Wind wehte, ein Strohfeuer an- 
gezündet hatte, und beobachtete die Schlacht durch seinen Feldstecher. 
Der Kanzler that desgleichen, indem er auf einem Raine Platz ge- 
nommen hatte, wo auch Sheridan und sein Adjutant dem Schauspiel 
zusahen. Man gewahrte jetzt deutlich das Blitzen der platzenden 
Granaten, mit dem sie sich aus einem Wölkchen für einen Augen- 
blick in einen zackigen Stern verwandelten, und die Flamme der- 
Feuersbrunst in Beaumont. Die Franzosen zogen sich rasch immer 
weiter zurück, und der Kampf verschwand hinter dem Kamme der 
baumlosen Höhen, die links von dem Gehölze über dem brennenden 
Dorfe den Horizont abschlossen. Die Schlacht, die zu Anfang schon 
die Gestalt eines Rückzuggefechts des Feindes angenommen zu 
haben schien, war gewonnen. Wir hatten den Wolf des Ministers.
	        
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