1. September Sechstes Kapitel 147
Ich folgte nach einer Weile den Reitern, indem ich den Wagen
unter Engels Aufsicht zurückließ, und fand die Herrschaften oben
auf einem Stoppelacker, wo man die Gegend weithin übersah. Vor
uns geht es in ein tiefes, breites, größtenteils grünes Thal hinab,
auf dessen Hügelwänden hier und da ein Wäldchen zu gewahren
ist, und durch dessen Wiesen sich ein blauer Fluß, die Maas, an
einer mittelgroßen Stadt, der Festung Sedan, vorbeischlängelt.
Auf dem Bergkamm auf unfrer Seite beginnt in der Entfernung
eines Büchsenschusses rechts von uns Wald, auch zur Linken ist
etwas Laubholz. Der Vordergrund unten vor unsern Füßen bildet
über der Thalsohle noch eine schräge Stufe, und hier stehen, uns
zur Rechten, bayrische Batterien, die lebhaft nach der Stadt hin
und über sie wegfeuern, und dahinter dunkle Kolonnen, erst Fuß-
volk, dann Reiterei. Noch weiter rechts wirbelt neben dieser Boden-
stufe aus einer Vertiefung eine Säule schwarzen Rauches auf. Es
ist, wie man hört, das in Brand gesteckte Dorf Bazeilles. Sedan
ist in der Luftlinie eine kleine Viertelmeile von uns entfernt; seine
Häuser und Kirchen sind bei dem hellen Wetter deutlich zu unter-
scheiden. Uber der Festung, der sich auf der Linken etwas wie eine
zerstreute Vorstadt anschließt, erhebt sich, nicht weit vom jenseitigen
Ufer des Flusses entfernt, ein langgestreckter Höhenzug, in der
Mitte mit Gehölz bedeckt, das auch in die Schlucht hinabsteigt, die
hier den Bergrücken spaltet, links kahl, rechts mit einzelnen Bäumen
und Büschen bestanden. Bei der Schlucht einige Bauernhäuser,
wenn die Augen nicht täuschen; denn es können auch Villen sein.
Links von dem Höhenzug eine Ebene, aus der noch ein einzelner
Hügel aufschwillt, der oben eine Gruppe hochstämmiger Bäume
mit dunkeln Wipfeln zeigt. Nicht weit davon im Flusse die Pfeiler
einer gesprengten Brücke. In weiterer Ferne links und rechts noch
drei oder vier Dörfer. Dahinter, gegen den Horizont hin, ist das
Bild vor uns von mächtigen Bergkämmen mit unterbrochnem
schwarzen Walde, dem Anschein nach Nadelholzforsten, eingerahmt.
Es sind die Ardennen an der belgischen Grenze.2
Auf den Hügeln unmittelbar jenseits der Festung scheint jetzt
die Hauptstellung der Franzosen zu sein, und es sieht aus, als ob
1 Kaum lebendiger als der Journalist Busch schildert der Generalstabs-
offizier Verdy du Vernois den Schauplatz, 104 ff.
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