Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

12. September Siebentes Kapitel 189 
marsch unsrer Truppen die Citadelle in die Luft gesprengt, wobei 
gegen hundert Mann von unserm vierten Jägerbataillon getötet 
oder verwundet worden sind. 
In deutschen Blättern liest man, der Chef habe sich geäußert, 
in der Schlacht bei Sedan hätten die Alliierten Preußens das Beste 
gethan. Er hat aber nur gesagt, sie hätten in bester Weise mit— 
gewirkt. 
„Den Belgiern, die einen solchen Haß gegen uns und eine so 
heiße Liebe zu Frankreich zur Schau tragen, könnte unter Um— 
ständen geholfen werden: es kann der dortigen öffentlichen Meinung 
angedeutet werden, daß selbst Arrangements mit der jetzigen fran— 
zösischen Regierung nicht völlig ausgeschlossen seien, durch die dieser 
Neigung der Belgier zu Frankreich Befriedigung zu verschaffen 
wäre.“ — „Weisen Sie darauf hin — so schloß der Minister seine 
Bemerkungen —, daß die Hetzereien der Ultramontanen an dieser 
Gehässigkeit vorzüglich die Schuld tragen.“ 
Der bayrische Graf Luxburg, der bei Kühlwetter ist, hat sich 
durch Geschick und Eifer ausgezeichnet. Er soll künftig zur Be- 
sprechung aller wichtigen Fragen hinzugezogen werden. 
Die Meldung trifft ein, daß Amerika seine Vermittlung zwischen 
uns und der neuen französischen Republik angeboten habe. Man 
wird diese Vermittlung nicht ablehnen, sie andrer vorziehen, nur 
ist nicht zu glauben, daß man in Washington gewillt sei, die not- 
wendigen militärischen Operationen von unfrer Seite zu stören, was 
dadurch doch geschehen würde. Der Chef scheint den Amerikanern 
schon lange gewogen zu sein, und bereits vor einiger Zeit verlautete, 
er hoffe in Washington zu erlangen, daß man uns gestatte, in 
amerikanischen Häfen Schiffe auszurüsten, mit denen man die fran- 
zösische Marine schädigen könne — wozu jetzt wohl keine Aussicht 
mehr ist. 
Die allgemeine Lage wird von ihm, wie aus einer Mitteilung 
nach Karlsruhe zu schließen ist, folgendermaßen aufgefaßt. Der 
Friede scheint noch in weiter Ferne zu liegen, da es in Paris an 
einer Regierung fehlt, die Dauer verheißt. Ist die Zeit zu Unter- 
handlungen gekommen, so wird der König seine Verbündeten zu 
einer Verständigung über das, was unfrerseits zu fordern, einladen. 
Hauptziel ist und bleibt uns die Sicherung der südwestdeutschen
	        
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