192 Siebentes Kapitel 13. September
Der Versuch, durch den bayrischen Prinzen in Wien zu
wirken, wurde dem Kaiser Alexander gemeldet, wobei man diesen
ebenfalls auf die offenkundigen Verbindungen des jetzigen Regi—
ments in Paris mit der revolutionären Propaganda in ganz Europa
aufmerksam machte und einerseits gleichfalls auf ein festes Zu—
sammenhalten der drei Ostmächte gegen sie, andrerseits auf die
für uns bestehende Notwendigkeit hinwies, bei einem etwaigen
Friedensschlusse alles zu vermeiden, was durch Mißachtung des
wirklichen Bedürfnisses Deutschlands zum Schutze und zur Siche—
rung seiner Grenzen der revolutionären Partei in Deutschland selbst
eine Handhabe geben könnte, die öffentliche Meinung zu vergiften.
Der Kaiser erklärte sich hiermit einverstanden und sprach seinen
dringenden Wunsch aus, daß eine solidarische Verbindung der
monarchischen Elemente gegen die Revolution zustande komme.
Später, nach dem Aufstand der Pariser Kommunards, wurde
das Hervortreten der Internationale, der man auch durch die Presse
eine große Wichtigkeit beilegen ließ, benutzt, um einen Zusammen—
schluß der konservativen Mächte gegen die republikanisch-sozia—
listische Bewegung herbeizuführen, und diesmal in Wien mit mehr
Erfolg.1
Dienstag, den 13. September. Heute früh bekam unser
Chef ein Morgenständchen von einem Militärmusikchor der Württem-
berger, das ihn sehr gefreut haben wird. Aber wenn das die
Herren vom Stuttgarter Beobachter erfahren!
Im Laufe des Vormittags ließ der Kanzler mich sechsmal
rufen, und ich machte ebenso viele Artikel für die Presse, darunter
zwei für die hiesigen französischen Blätter, die auch die Tage
vorher Nachrichten von uns bekommen hatten. Ferner wurden Vor-
kehrungen getroffen, daß General Blumenthal mit Porträt und
Biographie in den befreundeten illustrierten Blättern die ihm ge-
bührende Stelle erhielt. „Die Zeitungen erwähnen ihn, soweit
man sieht, gar nicht, obwohl er Generalstabschef des Kronprinzen
ist und nächst Moltke die größten Verdienste um die Leitung des
1 Dieselbe Gedankenreihe als Grundlage des Dreikaiserbündnisses entwickelt
Bismarck in den G. u. E. II, 229 f. Darnach ist er auch schon von Meaux
aus, wo das große Hauptquartier sich vom 15. bis 19. September aufhielt, mit
Wien und Petersburg in Verbindung getreten.