Erstes Kapitel
Meine Anstellung im Auswärtigen Amt und meine
erste Audienz bei Bismarck — Urbeiten und Beobach-
lungen bis zum Kriege mit Frankreich
HK’' ersten Februar 1870 erhielt ich, damals als Schriftsteller
in Leipzig lebend, von dem geheimen expedierenden Sekretär
Dr. Metzler, der zu dieser Zeit im Auswärtigen Amte des Nord-
deutschen Bundes vorzüglich mit Preßangelegenheiten beschäftigt war,
und mit dem ich seit 1867 in Verbindung stand, unerwartet ein
kurzes Schreiben, worin ich ersucht wurde, wegen einer von ihm
für mich in Vorschlag gebrachten Stellung zu mündlicher Verhand-
lung nach Berlin zu kommen. Ich entsprach diesem Wunsche und
erfuhr zu meiner großen Uberraschung, daß Metzler mich Herrn
von Keudell, der damals als Wirklicher Geheimer Legationsrat die
Personal= und Finanzsachen des Auswärtigen Amtes besorgte, für
den Vertrauensposten beim Bundeskanzler empfohlen, den er,
Metzler, bisher selbst eingenommen habe, und auf dem ich vor
allem die Obliegenheit haben werde, nach den Weisungen des Kanzlers
in der Presse zu wirken. Mein Verkehr mit dem Kanzler werde ein
unmittelbarer, meine Stellung vorläufig eine diätarische und ohne
Titel sein. ÜUber das Nähere werde ich mich mit Herrn von Keudell
zu verständigen haben, der gegenwärtig auf einer Reise begriffen
sei. Für jetzt handle es sich nur darum, daß ich im allgemeinen
meine Bereitwilligkeit erkläre, auf das Anerbieten einzugehen. Ich
möge nun nach Leipzig zurückkehren, dort meine Wünsche in der
Angelegenheit formulieren und sie in den nächsten Tagen zur Mit-
teilung an den genannten Rat schriftlich einsenden.
Dies geschah durch einen Brief vom 4. Februar, worin ich
als wesentlichste Bedingung die hervorhob, von der Direktion des.
Litterarischen Büreaus vollkommen unabhängig gestellt und, falls ich
Busch, Tagebuchblätter I 1