290 Zehntes Kapitel 13. Oktober
soll und aus Paris herausgekommen ist, nun aber wie andre Herren
nicht wieder hinein darf, beim Kanzler Eingang zu verschaffen. Er
bleibt eine Zeit lang bei ihm. Einigen von uns ist er verdächtig
vorgekommen.]
Während wir Thee trinken, stellt sich Burnside ein. Er war
fort von hier, nach Brüssel, um seine Frau, die jetzt in Genf ist,
dort unterzubringen. Wie man von ihm hört, ist auch Sheridan
abgereist, und zwar nach der Schweiz und Italien. Es giebt wohl
für die Amerikaner hier nichts mehr zu vermitteln. Der General
wünscht dem Chef noch diesen Abend seinen Besuch zu machen. Ich
rede ihm das aus, indem ich ihm vorstelle, daß der Kanzler ihn
bei seiner Vorliebe für die Amerikaner zwar, wenn er sich melden
ließe, empfangen würde, daß man aber an die ihm knapp zu-
gemessene Zeit denken sollte. Dies ist ganz im Sinne des Chefs.
Denn um halb elf Uhr ließ er mich rufen und sagte: „Ich wollte
Sie bitten — wenn Sie Burnside kennen, sagen Sie ihm doch,
aber so, daß es nicht von mir kommt, daß er meine Zeit nicht
so in Anspruch nimmt. Er spricht sich nie ganz aus, behält
immer ein Tröpschen für ein nächstes mal zurück. Es wäre billig,
daß er wüßte, daß ich viel beschäftigt bin und ein matter-ot-
fact-man. Ich habe eine Schwäche für Amerikaner, und sie wissen
das, aber sie sollten doch Rücksicht nehmen. Geben Sie ihm das
zu verstehen, und daß ichs sogar mit gekrönten Häuptern kurz
machte. Mir fehlten zu meinen Geschäften ohnehin sechs bis sieben
Stunden täglich, und ich müßte deshalb bis in die Nacht hinein
auf sein.“
Donnerstag, den 13. Oktober. Sehr heller, aber stür-
mischer Morgen, der so ziemlich die letzten Blätter von den Bäumen
pflückt. Einen Bericht aus Rom gelesen und benutzt, der aus dem
Ergebnis der Abstimmung den Schluß zieht, daß es in Rom keine
1 Der angebliche Spanier, der den Leutnant von Uslar bei B. einführte,
nannte sich auf seinem Passe M. Angelo de Valleyo, Vizepräsident der spanischen
Finanzkommission in Paris, Attaché der spanischen Botschaft. Der Kanzler unter-
hielt sich lange mit ihm, besonders über die Zustände in Paris, woher der Gast
kam, und über die zu stellenden Friedensbedingungen, und wies ihm dann ein
Quartier an. Poschinger, Tischgespräche I, 54 ff.