294 Zehntes Kapitel 14. Oktober
habe, die Armee in Metz halte zum Kaiser und wolle von der Re-
publik der Pariser Advokaten nichts wissen. So änßerte sich der
Kanzler selbst beim Kaffee. Dann setzte er hinzu: „Der General
ist übrigens einer von den Menschen, die plötzlich abmagern, wenn
sie was erregt. — Auch ist er ohne Zweifel ein großer Schurke,
kann aber noch rot werden.“
Er nannte dann — man bedenke dabei, daß Gambetta in-
zwischen den Krieg à outrance anbefohlen hatte, daß die Pariser
Presse fast täglich eine neue Schändlichkeit anriet,.) daß in der
1 Nach dem Beschlusse des französischen Kriegsrats in Metz am 10. Oktober
wurde Boyer als Bazaines Adjutant instruiert, in Versailles den freien Abzug
der Armee aus Metz nach dem innern Frankreich vorzuschlagen, wo sie die Regent-
schaft der Kaiserin erklären und der Gesetzgebende Körper wieder einberufen werden
solle. Mit Erlaubnis des Prinzen Friedrich Karl reiste Boyer in Begleitung
zweier deutscher Offiziere am 12.Oktober von Metz ab und traf über Pont ä Mousson
und Lagny am 14. früh fünf Uhr in Versailles ein. Graf Bismarck stellte für
die Genehmigung seiner Vorschläge die Bedingungen, daß Bazaine im Namen
der Armee erkläre, die Armee sei nach wie vor kaiserlich und entschlossen, die
Kaiserin Eugenie zu unterstützen. Diese sollte gleichzeitig mit dieser Erklärung
ein Manifest an das französische Volk erlassen. Beiden Kundgebungen war ein
von einem Bevollmächtigten der Regentin unterzeichnetes Aktenstück mit den von
ihr vereinbarten Friedensbedingungen beizufügen (die natürlich eine Landabtretung
enthielten). Boyer verließ noch am 15. Oktober Versailles, langte am 17. nach-
mittags wieder in Metz an und erstattete am 18. dem Kriegsrat in Ban St. Martin,
Bazaines Hauptquartier, Bericht. Die Generale waren mit der ersten Be-
dingung Bismarcks einverstanden, überließen die Entscheidung im übrigen der
Kaiserin, erklärten aber, Bazaine dürfe keine Urkunde unterzeichnen, die eine
Landabtretung gutheiße. Boyer sollte nach Versailles zurückkehren und von da
zur Kaiserin Eugenie nach England gehen. In Versailles richtete er jedoch nichts
aus, und die Kaiserin erklärte ihm, daß sie sich zu einer Gebietsabtretung nicht
verstehen könne. Am 24. Oktober meldete er das Bazaine telegraphisch, ohne
selbst nach Metz zurückzukehren. Ebenso teilte Bismarck dem Prinzen Friedrich
Karl und Bazaine die Unannehmbarkeit der Friedensbedingungen der Kaiserin
Eugenie mit. Bismarck-Regesten I, 407. Summarischer Bericht über die Ope-
rationen der Rheinarmee 12. August bis 29. Oktober, erstattet vom Oberbefehls-
haber Marschall Bazaine. Aus dem Französischen von A. Mels (Berlin, 1870),
S. 20 ff. Vgl. Verdy 275 vom 25. Oktober: „Die Napoleonischen Kreise tragen
sich insofern immer mit der Hoffnung, jene Armee für Frankreich zu retten und
mit ihr die erschütterte Ordnung im Lande wiederherzustellen.“ Wilmowski 65.
*) Nicht das Schlimmste davon war folgendes. Im Petit Journal vom
14. September perorierte ein Herr Thomas Grimm, nachdem er geklagt hatte,