14. Oktober Zehntes Kapitel 295
letzten Zeit wieder verschiedne Greuelthaten der Freischärlerbanden
bekannt geworden waren, und daß es ein Sprichwort giebt: „Wie
es in den Wald schallt, so schallt es wieder heraus“ — die Schonung
der verräterischen Franctireurs „sträfliche Trägheit im Erschießen.“ —
„Das ist Landesverrat.“ — „Unsre Leute sind fix beim Schießen,
aber nicht beim Erschießen. Man sollte alle Dörfer, wo Verrat vor—
kommt, sofort ausbrennen und alle männlichen Einwohner hängen.“
Graf Bismarck-Bohlen erzählte darauf, daß man das Dorf
Hably, wo vor etwa acht Tagen die schleswigschen Husaren von
Franctireurs im Einverständnis mit Einwohnern überfallen worden
und nur mit elf Pferden zurückgekommen sind, in der That „reinlich
abgebrannt“ hat, und der Chef lobt, wie billig, diese Energie.
Bohlen berichtete ferner, die sechzig bayrischen Infanteristen, die
bei den Reitern gewesen seien, wären unachtsam gewesen und hätten,
als die Freischärler von allen Ecken her erschienen seien (der Vorfall
hatte früh drei Uhr stattgefunden), das Weite gesucht. Der Chef
äußerte dazu: „Das sollte doch öffentlich gemacht werden, damit
wir ordentliche Bestimmungen treffen können, wenn wir später eine
Militärkonvention mit Bayern abschließen.“ Zuletzt war dann noch
die Preußen verstünden sich auf methodisches Plündern und regelrechtes Ver-
wüsten, überall, in Nancy, Bar le Duc, in Reims, Chalons und Troyes,
hätten sie eine Einöde hinter sich zurückgelassen; sie ermordeten die Männer, um
die Weiber, sie schössen die Väter nieder, um die Töchter entehren zu können, in
nachstehenden Tiraden: „Auf, ihr Arbeiter, ihr Bauern, ihr Bürger, heraus!
Mögen die Franctireurs sich bewaffnen, organisieren, verständigen. Mögen sie
zu Scharen, zu einzelnen Gliedern zusammentreten, um den Feind zu ermüden
und zu erschöpfen. Mögen sie sich gleich denen, die wilden Tieren auf der Spur
sind, am Saume des Waldes, in Gräben, an den Hecken entlang auf die Lauer
legen, mögen die schmalsten Pfade und die dunkelsten Winkel ihnen zur Sammlung
dienen. Alle Mittel sind hier gut; denn es ist ein heiliger Krieg. Die Flinte,
das Messer, die Sichel und der Knittel sind erlaubte Waffen gegen einen Feind,
der uns in die Hände fällt. Stellen wir Wolfsfallen gegen ihn auf, stürzen wir
ihn in Brunnen, werfen wir ihn auf den Grund von Cisternen, verbrennen wir
ihn in den Wäldern, ersäufen wir ihn in den Flüssen, zünden wir die Hütte an,
wo er schläft. Alles, was töten kann, gleichviel wie, heraus damit! Auf die
Lauer! Bereit, loszuschlagen!“
Der Combat, das Organ des Bürgers Felix Pyat, will Unterschriften für
eine „Ehrenstinte“ sammeln, die dem überreicht werden soll, der den König von
Preußen durch Meuchelmord aus dem Wege schafft.