Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

19. Oktober Zehntes Kapitel 305 
Hoff, der den Nouvelliste bis Nummer 4 mit redigiert hat, 
es dann aber aufgegeben haben will, weil er „die Pariser schonender 
behandelt haben möchte,“ und erklärt von unserm Anerbieten gern 
Gebrauch machen zu wollen. Morgen schon wird er einen Brief 
bringen, worin es heißt: 
„Die „Chefs der nationalen Verteidigunge in Paris wollen 
die Wähler nicht einberufen. Warum nicht? Herr Jules Favre 
und seine Kollegen verdanken ihre Stellung jener Art von #pa- 
triotischer## Wut, die sich eines Teiles der Pariser Bevölkerung nach 
dem Unglückstage von Sedan bemächtigte. Sie unterlagen dem all- 
gemeinen Gesetz für politische Gewalten, das, wie man weiß, der 
lateinische Geschichtschreiber in die Worte zusammengefaßt hat: 
„Eine Regierung beruht auf dem Prinzip, aus dem sie entsprungen 
ist Vom ersten Tage an sind die Mitglieder der Pariser Re- 
gierung genötigt gewesen, sich in betreff der Bedingungen des 
Friedens auf das Gebiet des Unmöglichen zu begeben. Heute, 
nachdem sie die Zerstörung um sich ausgesät, mit allen Mitteln 
die Aufregung von Paris und seinen Verteidigern bewirkt und innen 
wie außen die Revolution in furchtbarster Weise bewaffnet haben, ist 
es ihnen weniger wie je möglich, aus dem verhängnisvollen Kreise 
herauszutreten, in den sie sich selbst eingeschlossen haben. Andrer- 
seits scheint die öffentliche Meinung in der Provinz, vor allem 
“ dem platten Lande, sich auf diesen heroischen Standpunkt empor- 
geschwungen zu haben. Sie empfindet aufs schwerste die Übel des 
Krieges, sie beginnt an dem Erfolg eines längern Widerstandes 
zu zweifeln, sie fürchtet das Fortschreiten der sozialen Zerrüttung, 
sie sieht die Thatsachen und hört nicht mehr auf die Phrasen. 
Schon haben mehrere Blätter der Presse in der Provinz den Mut, 
den Ruf nach Frieden laut werden zu lassen. Es ist daher nicht 
wahrscheinlich, daß die Mehrheit der französischen Wähler mit 
Herrn Gambetta der Meinung sein wird, man #müsse sich unter 
den Trümmern des Vaterlandes begraben, oder daß sie Lust haben 
wird, mitzuthun, wenn er ihr in seiner Proklamation vom 9. d. M. 
zuruft: Mourons plutöt que de subir la mort du démembrement! 
Das ist der Grund, weshalb die Pariser Regierung Wahlen nicht 
will und nicht wollen kann. Diese Leute, die ihr Leben damit 
verbracht haben, das Volksrecht, die Volkssouveränität anzurufen, 
Busch, Tagebuchblätter I 20
	        
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