Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

336 Elftes Kapitel 30. Oktober 
jedoch, ob die kleinen Brillanten, mit denen sie oben etwa sechs 
Zoll lang zu beiden Seiten besetzt war, echt seinen; „denn das wäre ja 
ein Vermögen.“ Als das Kunstwerk herumgegangen und genügend be— 
wundert worden war, was es in der That verdiente, sagte der Kanzler 
zu Delbrück und Friesen, indem er die Salonthür aufmachte: „Jetzt 
stünde ich den Herren zu Diensten.“ — „Nun — erwiderte Friesen, 
indem er auf Delbrück blickte — ich habe mit Exzellenz schon das 
Betreffende besprochen, indes —“ worauf sie in den Salon gingen. 
Es wurde dann wieder von Thiers gesprochen, und Hatzfeldt 
bemerkte, er wolle in einem oder zwei Tagen wiederkommen, und 
er habe nicht durch das Thor von Charenton nach Paris gehen 
wollen. — „Weil er denkt, die Kerls da hängten ihn auf,“ sagte 
Bohlen. „Ich wollte doch, sie thätens.“ Aber warum denn nur? 
fragte man sich im stillen. 
Nachmittags heiterte sich das trüb gewesene Wetter auf, und 
es war oft blauer Himmel zu sehen. Auf einer der waldigen Höhen 
über La Celle Saint Cloud sollte man einen guten Ausblick hin- 
über nach dem Fort auf dem Mont Valérien, dem „Baldrian“ oder 
„Bullerjan“ unsrer Soldaten, haben, und als der Minister aus- 
geritten war, beschlossen Bucher und ich, die Stelle zu Wagen auf- 
zusuchen. Auf dem Wege waren jenseits des Dorfes Petit Chesnay 
an verschiednen Stellen Verhaue angelegt und Schießscharten in die 
Parkmauern gebrochen. Rechts von der langgestreckten Steinwand, 
die das Gut Beauregard einschließt, war auf hochliegendem Felde 
eine kleine Schanze für Geschütze. Wo die Straße weiterhin wieder 
ansteigt, war ein Alarmplatz mit einem Artilleriepark. Ein Offizier 
beschrieb uns hier den Weg nach dem Punkte bei den Vorposten 
über La Celle, wo das Fort zu sehen war, aber wir verfehlten 
jenseits des Schloßparks unter dem Orte die rechte Route, gerieten 
links in die ersten Häuser von Bougival hinein und befanden uns 
nach einer halben Stunde wieder vor dem Geschützpark. Ein zweiter 
Versuch, an die rechte Stelle zu gelangen, glückte nicht besser, da 
wir uns diesmal nach rechts hin verirrten. Wir fuhren durch das 
Dorf La Celle, kamen in ein Gehölz mit Kreuzwegen und schlugen 
hier leider eine falsche Richtung ein. Von den Vorposten, in deren 
Kette wir jetzt waren, wußte niemand uns zu raten, und so fuhren 
wir auf gut Glück weiter, an einem zweiten Alarmplatze vorbei und
	        
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