4. November Elftes Kapitel 351
Rede davon, daß Offiziere im Generalstabe früher geäußert hätten,
die zwei oder drei Forts, die man zum Angriffsobjekt ausersehen
habe, werde man in etwa sechsunddreißig Stunden überwältigen
können.
Drauf wurde wieder von der Herberufung des Reichstags ge—
sprochen, und der Chef bemerkte, daß dem vielleicht das Zollpar—
lament folgen werde.
Sonst war von den Tischgesprächen dieses Abends noch von
Interesse, daß Bohlen erzählte, ein Beamter in Versailles — ich
glaube, er sagte, ein Staatsanwalt — sei darüber betroffen worden,
mit Paris in brieflicher Verbindung zu stehen. Auf welchem Wege,
wisse man nicht; vielleicht durch einen geheimen Ausgang der Kata—
komben, die sich unter der Seine hin bis auf das diesseitige Ufer
erstrecken sollten.
Löwinsohn berichtet abends, daß Bamberg, bis zum Ausbruch
des Kriegs preußischer Konsul in Paris, bestimmt sei, die Redaktion
des Moniteur zu übernehmen, und giebt mir eine Charakteristik
des Herrn, die in der Hauptsache darauf hinauslief, er habe auf
zwei Achseln getragen, indem er auch den Franzosen gefällig ge—
wesen sei.
Etwa um neun Uhr heißt es im Büreau, daß Thiers wieder
draußen auf dem Vorsaal sei. Ich sehe ihn noch einmal, bevor er
zum Chef in den Salon geht, wo er bis nach elf Uhr verweilt.
Man sagt, er wolle morgen wieder nach Paris abreisen.
Während ihrer Unterhaltung trifft ein Telegramm ein, das
meldet, daß Beust einlenkt, indem er ungefähr erklärt hat, wenn
Rußland die Ansprüche Preußens Frankreich gegenüber beanstande,
werde Osterreich dies ebenfalls thun, sonst nicht. Es wird dem
Chef sogleich in den Salon hineingegeben.
Beim Thee unterhielt uns Graf Bismarck-Bohlen mit einer
Geschichte von den Vorposten. Hier sei vor einigen Tagen ein
Mensch zu dem einen der Befehl führenden Offiziere gekommen und
mit ihm in ein Haus gegangen, aus dem er kurz nachher als
94 ff. K. Friedrichs Tagebuch am 26. Oktober: „Moltke ist mit mir einig,
Paris durch Hunger zu zwingen, und gegen Eröffnung von Parallelen.“ Über
die sonstige Tischunterhaltung siehe Bamberger in den Tischgesprächen II, 58.