Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

10. November Elftes Kapitel 377 
möglichst baldiges Aufhören des Blutvergießens und Zusammen— 
berufung einer Nationalversammlung, die Frankreich vor den euro— 
päischen Mächten als Ausdruck von dessen Willen vertreten und 
früher oder später mit Preußen und seinen Verbündeten einen Frieden 
abschließen könne. Der Waffenstillstand würde achtundzwanzig Tage 
dauern müssen, von denen zwölf für die Berufung der Wähler, einer 
für die Abstimmung über die Kandidaten, fünf für das Zusammen- 
kommen der Gewählten an einem bestimmten Orte und zehn für 
die Prüfung der Wahlen und die Konstituierung eines Büreaus zu 
beanspruchen sein würden. Der Ort der Beratungen könnte bis 
auf weiteres Tours sein. Die Wahlen müßten in allen, auch in 
den von der deutschen Armee okkupierten Teilen Frankreichs frei 
und ungehindert vor sich gehen. Die militärischen Operationen hätten 
auf beiden Seiten aufzuhören, doch würden beide Teile Rekruten an 
sich ziehen, Verteidigungsarbeiten vornehmen und Lager einrichten 
dürfen. Die Armeen sollten sich durch die ihnen zur Verfügung 
stehenden Mittel verproviantieren dürfen, dagegen müßten die Re- 
quisitionen „als eine Kriegsmaßregel, die mit den Feindseligkeiten 
selbst suspendiert werden müsse,“ unterbrochen werden. Die be- 
festigten Plätze ferner würden für die Dauer des Waffenstillstandes 
nach der Stärke ihrer Bevölkerung und Besatzung verproviantiert 
werden dürfen. Paris sollte zu diesem Zweck durch vier bestimmte 
Bahnhöfe an Vieh und verschiednen andern Lebensbedürfnissen fol- 
gendes erhalten: 34000 Ochsen, 80000 Schafe, 8000 Schweine, 
5000 Kälber, 100000 Zentner Pökelfleisch, das notwendige Futter 
für jene Tiere mit 8 Millionen Zentnern Heu oder Stroh, dann 
200000 Zentner Mehl, 30000 Zentner trockne Gemüse, 100000 
Tonnen Kohlen, 500000 Kubikmeter Brennholz, wobei die Be- 
völkerung von Paris mit Hinzurechnung von 400000 Verteidigern 
und den Bewohnern der Bannmeile zu 2700000 bis 2800000 
Seelen angenommen worden war. 
Diese Forderungen der Franzosen waren unannehmbar. Wäre 
man deutscherseits darauf eingegangen, so würde man die größere 
und bessere Hälfte der Vorteile aus den Händen gegeben haben, 
die man in den letztverflossenen sieben Wochen mit großen Opfern 
und Anstrengungen gewonnen hatte, so würde man, mit andern 
Worten, sich im wesentlichen in die Lage zurückversetzt haben, in
	        
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