Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

14. November Elftes Kapitel 397 
in jedem unsrer Departements vereinigen. Mögen sie sich durch 
alle möglichen Mittel in den noch freien wie in den von den deutschen 
Streitkräften besetzten Departements von Ort zu Ort mit einander 
in Verbindung setzen, um in Übereinstimmung zu handeln. Mögen 
sie sich durch eine entschiedne und verständige Kundgebung an die 
gesunde Vernunft der Masse wenden. (Was allerdings wie die Ver— 
einigung so vieler Körperschaften zu einem Glaubensbekenntnis und 
Plan nicht leicht sein und jedenfalls Zeit erfordern würde.) Möge 
ein allgemeines Votum, eine nationale Willensäußerung hervor— 
gerufen und organisiert werden. Die Nation, deren Souveränität 
man ausruft, hat sich durch drei feierliche Abstimmungen einer Re— 
gierung unterworfen; ihr allein gebührt es, sich jetzt über das aus— 
zusprechen, was sie gethan hat, und, wenn sie es für notwendig 
hält, ein neues Regiment einzusetzen. Wer würde ihr das Recht 
zu bestreiten wagen? Wer würde es wagen, sich dem Lande ohne 
Berechtigung zu substituieren und ohne Auftrag über die Geschicke 
der Nation zu bestimmen? 
„Ich weiß wohl, was man mir einwerfen kann. Ich weiß, mit 
welchen Schwierigkeiten, welchen Gefahren diese großartige Kund— 
gebung umgeben sein würde. Aber trotzdem muß sie stattfinden: 
denn es giebt jetzt keinen andern Ausweg. Es ist eine traurige 
Wahrheit, aber es muß gesagt werden, weil es sich in der That 
so verhält: ich bin überzeugt, daß gerade die gegenwärtig von den 
deutschen Streitkräften okkupierten Departements es sind, in denen 
sich die allgemeine Abstimmung am vollständigsten und freiesten voll— 
ziehen würde. Der Grund ist der, daß die Deutschen wie wir selbst 
ein entschiednes Interesse daran haben, daß bald ein endgiltiger 
Friede zustande kommt, und daß ihre Anwesenheit allein schon die 
Agitatoren abhalten würde, die freie Kundgebung des National— 
willens durch Vergewaltigung zu fälschen. Aber in den andern De— 
partements? In den Teilen Frankreichs, wo sich in diesem Augen- 
blick alle Elemente der Unordnung und der Anarchie hervordrängen 
und rüsten? Wohlan, selbst in diesen Departements ist, davon bin 
ich überzeugt, der freie Ausdruck des Nationalwillens, welcher er 
auch sei, sehr möglich. Wissen wir denn nicht, daß die Agitatoren, 
die Terroristen, die Elemente des Umsturzes und der Einschüchterung 
allenthalben — ja allenthalben, selbst in Paris, ihrem Hauptquartier—
	        
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