406 Zwölftes Kapitel 16. November
Belagerungsgeschütze zu vertagen. Aber auch als deren Transport
bis Nanteuil möglich geworden war, stand man noch vor großen
Schwierigkeiten. Ungefähr dreihundert Feuerschlünde schwersten Ka—
libers samt fünfhundert Schuß für jeden, „als notdürftige erste
Munitionsrate,“ waren elf Meilen weit zu Wagen „auf schlechten
Wegen“ herbeizuschaffen. Die dazu erforderlichen vierrädrigen Fuhr—
werke ließen sich in Frankreich nicht auftreiben, und so mußte man
zuletzt aus Deutschland Kolonnen von Munitionswagen kommen
lassen. „Durch diese und andre Schwierigkeiten“ ist es nach Major
Blumes Behauptung gekommen, daß selbst im Dezember, als die
Vorbereitungen zum artilleristischen Angriff auf den Mont Avron
und die Forts der Südseite getroffen wurden, nur ein Geschützpark
von mäßiger Stärke vorhanden war, nämlich, wenn wir die vierzig
gezognen Sechspfünder abrechnen, nur 235 Stück, darunter nahezu
die Hälfte gezogne Zwölfpfünder. Mit diesen Mitteln ließ sich,
wie Blume meint, schwerlich mehr als ein gewisser moralischer Druck
auf die Stadt ausüben. „Aber mehr war auch nicht nötig; an eine
eigentliche Belagerung und den Bau von Parallelen zur Bezwingung
der Forts brauchte man unter den vorhandnen Verhältnissen nicht
zu denken.“
„Um die Mitte des Januar waren gegen die Südfront von
Paris 123 Geschütze in Thätigkeit. Diese warfen täglich zwei= bis
dreihundert Granaten in die Stadt, die ausreichten, um die auf
dem linken Ufer der Seine liegenden Stadtteile lebhaft zu beun-
ruhigen und den größten Teil der Bevölkerung daraus zu vertreiben.
Der eigentliche materielle Schade war allerdings nicht erheblich;
indes konnte nach dem Falle von Mezieres die Anzahl der schweren
Geschütze verstärkt werden, und dann gestatteten die Erfolge unsrer
Batterien im Norden, einen entscheidenden Angriff gegen Saint
Denis vorzubereiten und von hier aus die nördliche Hälfte von
Paris unter Feuer zu nehmen. Aber die Widerstandskraft der
Stadt war bereits erschöpft. Bald nach dem letzten unglücklichen
Ausfalle vom 19. Januar streckte sie die Waffen, und mit ihrem
Falle trat der Waffenstillstand und demnächst der Friede ein.“
Nun kehren wir zur Mitte des November zurück und lassen
das Tagebuch, soweit es möglich ist, weiter erzählen.
Mittwoch, den 16. November. Der Chef ist noch immer