Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

12., 13., 16. März Erstes Kapitel 15 
einem Abkommen zwischen Frankreich und Osterreich.: Dann sollen 
unfre Blätter diese Andeutungen reproduzieren. 
1 2. März. Nachmittags kommt Bucher vom Chef herunter und 
bittet mich, das spanische Blatt Lmparcial für uns bestellen zu lassen. 
(Von einiger Wichtigkeit, insofern als es wohl ein Anzeichen war, 
daß wir schon damals bei der Wiederbesetzung des spanischen Thrones 
die Hand im Spiele hatten.? In der Folge brachte Bucher mehr- 
mals Übersetzungen von Artikeln des genannten Journals, die gegen 
Montpensier gingen, durch mich in nicht offiziöse deutsche Zeitungen.) 
13. März, früh: Der Kanzler will, daß in „entfernten Jour- 
nalen“ gesagt werde, der Papst habe die Vorstellungen Frankreichs 
und Osterreichs in betreff dessen, was auf dem Konzile hauptsächlich 
durchgesetzt werden solle, unbeachtet gelassen. Er würde das auch 
gethan haben, wenn diese Einwendungen energischer gelautet hätten, 
als sie in der That gewesen. Banneville sowohl als Trautmanns- 
dorff wären keineswegs Leute, die sich der Sache des Staates gegen- 
über den Ultramontanen lebhaft anzunehmen geneigt wären. Hiernach 
erledige sich die Nachricht des Memorial diplomatique, daß auf 
Verlangen des Grafen Daru von der Kurie schon zustimmende Ant- 
wort erteilt worden sei. Diese Mitteilung sei positiv unrichtig, wie 
beinahe alles, was dieses Blatt zu berichten pflege. Ebenso aber 
verhalte es sich mit der Entschiedenheit der Note des Grafen Beust 
an die päpstliche Regierung. „Zu Note machen Sie Anführungs- 
zeichen,“ setzte er hinzu. „Es war nur eine Depesche, und ohne 
Zweifel eine recht zahme." 
16. März, abends. Hinaufgeholt. Der Minister lag auf dem 
Sofa in seinem Arbeitszimmer. „Hier — sagte er, indem er auf 
die Zeitung in seiner Hand zeigte — klagen sie über Überhäufung 
mit parlamentarischen Arbeiten und Geschäften. Schon achtmonatige 
  
1 Der Erzherzog verhandelte damals in der That über ein österreichisch- 
französisch-italienisches Bündnis gegen Norddeutschland und über einen gemein- 
samen Feldzugsplan, der etwa 1871 ausgeführt werden sollte. Vergl. u. a. 
Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland II, 512 f. 
2 Diese Vermutung ist inzwischen durch die Ausfzeichnungen „Aus dem 
Leben König Karls von Rumänien“ (1894) vollinhaltlich bestätigt worden. Gerade 
in diesen Tagen fanden wichtige Verhandlungen darüber in Berlin statt. II, 68. 
70. 72 ff.
	        
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